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Notlandung in Rottenburg a. d. Laaber
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„Franz, was ist denn heute los mit dir? Du bist so unruhig. Heute ist doch Heiliger Abend und es schneit draußen.“ „Ja eben. Der Schneefall macht mir große Sorgen. Seit zwei Tagen schneit es schon ununterbrochen, und es wird einfach nicht weniger.“
„Jetzt komm! Die Kinder kommen in zwei Stunden. Dann essen wir Würstchen und Kartoffelsalat, wie immer am Heiligen Abend, und anschließend ist Bescherung.“
„Irene, morgen fahren wir schon früh nach München. Da habe ich keine Zeit mehr, die Einfluglöcher vor dem Bienenstock vom Schnee zu befreien.“
„Weißt du was? Bevor du mir immer in den Weg läufst und mich nervst, geh lieber zu deinen Bienen. Eher du gibst ja doch keine Ruhe!“ „Meinst du wirklich, mein Schatz?“ „Geh schon! Sonst überlege ich mir es noch anders.“ „Super! Du bist die Beste.“ Sofort zog sich der Imker an und fuhr mit dem Auto, und nicht wie sonst mit dem Roller, in die Max- von-Müller-Straße, wo sich seine Bienenvölker befanden. Die Fahrt war kurz, die Straßen waren stark verschneit und kein Mensch war auf der Straße zu sehen. Nur der Imker Franz war unterwegs zu seinen Bienen.
„Hoffentlich komm ich rechtzeitig bis zum Essen wieder nach Hause. Sonst bekomm ich Ärger,“ dachte sich der Imker, als er bei seinen Bienen ankam. „Gott sei Dank, dass ich hergefahren bin. Der Schnee verhüllt die Bienenhäuser ja fast bis obenhin.“ Sofort machte er sich an die Arbeit und räumte mit einem Handbesen die Einfluglöcher frei.
Plötzlich frischte der Wind ungewöhnlich auf und es war schon fast stürmisch. Es krachte und schepperte, dass einem angst und bange wurde. Der Imker dachte sich: „Das ist der Weltuntergang. Wäre ich doch besser zu Hause bei meiner Familie geblieben, um mit ihr Weihnachten zu feiern! Jetzt ist es zu spät.“
Auf einmal war es still. Kurz hörte man noch einmal Holz knarren, aber dann war es wirklich ganz still.
Im selben Moment hörte man eine helle Stimme sagen. „Ich habe es dir ja gesagt, lieber Hl. Nikolaus. Du bist zu schnell. Wir stürzen ab!“ „Ach, papperlapapp, liebes Christkind. Ich hatte alles im Griff.“ „Ja das sieht man, denn dann wären wir ja wohl nicht abgestürzt,“ entgegnete das Christkind dem Hl. Nikolaus.
„Oh, mein Gott! Sieh mal! Alle Geschenke sind heruntergefallen. Ich muss sie heute noch den Kindern in Rottenburg vorbeibringen.“
„Ich habe dir ja gesagt, als du mich fragtest, ob ich den schweren Schlitten voller Geschenke nach Rottenburg steuern könnte, dass ich, als Hl. Nikolaus, es nicht gewohnt bin, einen von Rentieren gezogenen Schlitten durch das starke Schneetreiben zu fliegen.“
„Ich hatte keine andere Wahl. Die Engel und Elfen waren schon alle in anderen Ortschaften mit dem Verteilen der Geschenke ausgelastet,“ erwiderte das Christkind.
„Gut, dass ich mit meiner Freundin Frau Holle gesprochen und ihr mitgeteilt habe, dass du mir den Schlitten steuerst. Die meinte dann, dass sie an diesem Tag die Betten besonders stark schütteln werde.
Gott sei Dank! Sonst wäre unsere Landung wohl nicht ganz so glimpflich ausgegangen,“ sagte das Christkind noch ganz verstört.
„Weißt du denn, wo wir hier sind, liebes Christkind?“, fragte der Hl. Nikolaus. „Nein, ich sehe hier niemanden. Da ist kein Mensch weit und breit, den wir fragen könnten. Nur ein einsamer Schneemann steht hier,“ antwortete das Christkind. „Das kann ja heiter werden. Wie soll ich denn bitteschön die Geschenke pünktlich zu den Kindern bringen, die Kinder werden von mir enttäuscht sein,“ sagte der Hl. Nikolaus.
„Zuerst müssen wir eine geeignete Startbahn finden, wo wir wieder in die Luft kommen. Das andere ergibt sich dann schon von ganz allein,“ meinte der Hl. Nikolaus.
„Sieh mal, Hl. Nikolaus! Der Schneemann bewegt sich. Schau, schau doch mal hin!“ rief das Christkind. „Ja, ich bin doch nicht blind. Du musst mir nicht gleich den Mantel vom Leib reißen!“ erwiderte der Hl. Nikolaus.
Plötzlich bewegte sich der vermeintliche Schneemann auf das Christkind, den Hl. Nikolaus und den Schlitten zu. „Was ist passiert?“ fragte der Imker etwas benommen. „Ja, entschuldigen Sie. Das ist eine etwas sonderbare Geschichte. Ich bin das Christkind und das ist der Hl. Nikolaus. Wir waren unterwegs, um die letzten Kinder hier im Ort zu bescheren. Leider erlitten wir dank des Hl. Nikolaus eine Bruchlandung und jetzt sind wir hier und brauchen dringend Hilfe.“ „Ja, und wie kann ich Ihnen helfen?“ fragte der Imker Franz verdutzt. „Wir brauchen einen kleinen Berg, von dem wir mit viel Schwung runterfahren und somit wieder in die Luft fliegen können. Sonst bekommen die Kinder ihre Geschenke zu spät und das wäre für mich als Christkind eine Katastrophe,“ erklärte das Christkind. „Ja, gleich nebenan ist eine kleine Straße. Die brauchen Sie nur hochzufahren. In der Zwischenzeit sperre ich unten die Straße ab. Dann könnten sie sicher mit viel Schwung den Berg runterfahren. Das dürfte auch reichen, um wieder in die Luft zu kommen,“ meinte der Imker. „Danke für Ihre Hilfe, mein lieber Herr. Wir wüssten sonst nicht, wie es weitergehen sollte,“ bedankte sich das Christkind. „Keine Ursache, liebes Christkind! Wenn ich so bedeutenden Personen helfen kann, dann freut mich das doch sehr. Ich, ich hätte da aber auch noch eine Frage, liebes Christkind. Ich würde Sie nicht fragen, wenn wir uns hier nicht zufällig begegnet wären. Ist bei den Rentieren, die den Schlitten ziehen, auch das berühmte Rentier Rudolf dabei?“ „Ja, warum?“ „Ich würde gerne die Gelegenheit nutzen, um mit ihm ein paar Worte zu wechseln.“ Das Christkind antwortete: „Bitte gerne, aber beeilen Sie sich. Wir sind ja schon spät dran.“
Voller Stolz begab sich der Imker Franz zu den Rentieren, erkannte Rudolf sofort und fragte ihn als erstes: „Na, Rudolf, wie geht’s dir?“ Das Rentier Rudolf drehte sich um und herrschte ihn schnaubend an: „Was willst du denn? Siehst du denn nicht, dass ich arbeiten muss und ich auch irgendwann mal Feierabend haben möchte?“ Der Imker erschrak und schaute ganz verdutzt drein. Er trat ein Stück zur Seite und sofort bewegte sich der Schlitten mit dem Christkind, dem Hl. Nikolaus und den Geschenken zur Straße hin. „So, Bahn frei! Es geht wieder weiter,“ rief der Hl. Nikolaus.
Im gleichen Moment, schrie das Christkind laut: „Stopp, stopp, stopp! Jetzt übernehme ich aber die Zügel, damit wir nicht noch einmal in so ein Dilemma kommen. Und dir, lieber Mann, schenke ich eine Gottesgabe als Dank für deine Hilfe!“ „Ja, was ist es denn?“, wollte der Imker neugierig wissen. „Das wirst du schon merken,“ sagte das Christkind, fuhr den Berg hoch, beschleunigte und hob samt Schlitten und Hl. Nikolaus in den Nachthimmel ab.
Anschließend ging der Imker nochmals zu seinen Bienen. Er sah, dass in einem Bienenstock Licht brannte, und glaubte, Stimmen zu hören. Er tat es damit ab, dass es sehr kalt war und er fror. Dann ging er nach Hause zu seiner Familie zurück, um seiner Frau voller Aufregung alles zu erzählen, was er heute Abend erlebt hatte. Seine Frau winkte ab und sagte in aller Ruhe: „Erzähl mir das alles später, Schatz. Die Kinder sind schon da. Lass uns essen und Weihnachten feiern. Übrigens das Christkind war auch schon da.“
„Naja!“ dachte er sich. „Wichtig ist, dass das Christkind allen Menschen in unserer Stadt rechtzeitig zur Bescherung ihre Geschenke vorbeibringen konnte.“
Wie es mit dem Imker Franz und seinen Bienen zu Weihnachten weiterging und was er noch so alles erleben sollte, erzähle ich dann nächstes Weihnachten.
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