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INKOFEN
Dort wo das Tal des Otterbaches in das der Kleine Laaber einmündet und die letzten Hofgärten den östlichen
Rand der Hallertau markierten, entstand schon früher Zeit der Dopperort Inkofen – Eschelkofen. Die
Namensendungen „kofen“ lassen darauf schließen, dass hier ursprünglich zwei voneinander unabhängige adelige
Herrenhöfe begründet wurden, um die sich in der Folgezeit die davon abhängigen Höfen und Sölden gruppierten,
was zu einem allmählichen Zusammenwachsen der beiden Siedlungen führteDas Edelgeschlecht der Inkoferer,
vermutlich als Ministerale im Gefolge der Grafen von Roning, ist Urkunden des 12 Jahrhunderts bezeugt. So
weist das Schenkungsbuch des Augustinerchorherrnstiftes Rohr (gegründet 1133) einen „Rudgerus von Inchoven“
auf, der als Zeuge eine Übergabe an das Kloster bestätigt.
Nachdem das Roninger Grafengeschlecht ausgestorben war, und die Wittelsbacher Herzöge den größten Teil der
umfangreichen Erbschaft an sich reißen konnten, richteten sie zu Beginn des 13. Jahrhunderts im Ort ein
herzogliches Schergenamt ein, das allerdings nur wenige Jahrzehnte bestanden haben mag, weil nach dem Tod des
letzten Kirchberger Grafen in dessen Burg ein herzogliches Landgericht installiert und das Dorf dieser Herrschaft
einverleibt wurde.
Zu dieser Zeit bestand Inkofen bereits als selbständige Pfarrei, zu der auch die Orte Rahstorf, Allgramsdorf
und Eberstall den Zehent abzuführen hatten, während die jetzt Filiale Stein damals noch zu Münster, später nach
Rottenburg eingepfarrt war. Schon in den verschiedenen Fehden und Erbstreitigkeiten der bayerischen Herzöge
untereinander, bei denen die Burg Kirchberg in den Jahren 1429,1435 und 1504 jeweils belagert und erstürmt worden,
mussten die umliegenden Ortschaften unter dem Soldatenvolk viel leiden. „Jede Nacht war das Tal ereilt von der
Brandfackel eines in Asche gelegenes Dorfes oder Gehöfts“, heißt es in einer Aufzeichnung aus damaliger Zeit.
Im Dreißigjährigen Krieg aber, schon beim ersten feindlichen Einfall der Schweden im Mai 1632, brannten auch die
aus dem 15. Jahrhundert stammende gotische Kirche, der Pfarrhof und der alte Edelsitz im Dorf nieder. Der Großteil
der Bewohner fiel in den nachfolgenden furchtbaren Jahren dem Hunger, der Pest und den Gemetzeln in den immer
wiederkehrenden Kriegshändeln zum Opfer.
Jahrzehnte noch nach den Kriegsende standen viele Hofstellen öde, die Felder die Felder blieben unbewirtschaftet
und man war gezwungen, in großangelegten Treibjagden gegen die überhandnehmenden Wölfe vorzugehen. Für ein halbes
Jahrhundert lang stand den Pfarreien Andermansdorf, Inkofen und Hebramsdorf nur ein Geistlicher als Seelsorger vor.
Und trotzdem ging man in Inkofen schon bald daran, dir Ruine der alten Kirche im Stil des Barocks wieder herustellen
und auszubauen, mit den aus der alten Kirche geretteten Figuren wie auch neuen Altären auszustatten und den Raum
mit bemerkenswerten Stukkaturen zu schmücken.
Die Zahl der Wallfahrer zu „Unseren lieben Frau“ wuchs bald an und schon 1676 pilgerte die gesamte Pfarrgemeinde
Rottenburg hierher mit der Bitte um gutes Erntewetter und Abwendung böser Sucht und Krankheiten.
Inzwischen ist viel Wasser die Kleine Laaber hinabgeflossen und die Dörfer daran und das Leben darin haben sich
in vielfältiger Weise geändert. Längst ist das letzte Strohdach, der letzte Bauernhof aus Blockbauwänden verschwunden,
wie sie für unsere Dörfer in der damaligen Zeit üblich waren. Einmal aber im Jahr, wenn am Sonntag nach dem 16. Juli
das Hochfest der Skapulierbruderschaft begangen wird in der halbtausend Jahr alten Kirche, mag auch heute noch etwas
lebendig werden von der damaligen Zeit, in der das Dorf von Wallfahrern überfüllt war und in der man als Christmensch
die kirchlichen Feste gleicherweise geistlich und leiblich gut zu begehen wußte.
Anzeige aus dem Jahre 1911
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