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Schulen
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Im Dezember 1802 wurde in Deutschland die Schulpflicht erstmalig für die Kinder im Alter von sechs bis
zwölf Jahren eingeführt, diese nannte man Werktagschule. Ein Jahr danach folgte für die Kinder vom
zwölften bis zum achtzehnten Lebensjahr der Pflichtbesuch in eine Sonntags- oder Feiertagsschule.
Zur Rottenburger Schulgeschichte
Wenn wir die Anfänge des Rottenburger Schulwesens ergründen wollen, müssen wir von einer Feststellung
vom Jahre 1635 ausgehen. Darin ist gesagt, daß der Marktschreiber vom Gotteshaus 30 fl, sowie einen
Garten, Wiesen und andere Habe nicht für die Marktschreiberei, sondern wegen der Schule erhält und
künftighin einen „absonderlichen Schulmeister“ davon halten muss. 1639 war Georg Westermayr (von
Stuhlfelden?) Organist und Schulmeister. Er dürfte zu der Pflege Mittersill Beziehungen gehabt haben.
Er hat sich in einem Schuldbuch des Marktes Rottenburg unter Beifügung der Jahreszahl 1643
verewigt.
Einer seiner Vorgänger war der Marktschreiber Leopold Stelzer, der in Rottenburg ein Häuschen besessen
hatte. Ab 17. März 1609 tritt der mit einer schönen Handschrift ausgestattete Marktschreiber Niklas
Schnepf auf. Er amtierte über den Januar 1620 hinaus. Wir erfahren aus dem Anhang zu einer Beurkundung
vom 29. November 1622, daß seine Tochter Margarethe an den Bürger Martin Labermair eine Forderung
hatte. Am 2. Mai 1624 wird der ehrenfeste Niklas Schnepf als Schulmeister zu Wierth bezeichnet. (Ein
Georg Schnepf war 1601 – 1607 Landrichter in Regen). Auf Niklas Schnepf folgt Hans Thurnhueber, der
1634 Stadtschreiber in Dingolfing wurde.Seine Ehefrau hieß nach einer Beurkundung vom Jahre 1626
Euphrosyne. Ueber ihn wurde in Nr. 11 der Rottenburger Geschichtsblätter (S. 3) berichtet. Er wird
1632 als Schulmeister bezeichnet und war gleichzeitig Aufschieger in Rottenburg. Es folgt dann eine
Lücke. 1639 bewarb sich der ehemalige Landauer Kastenschreiber Johann Füeßl um die vacierende
Marktschreiberei in Rottenburg, kam aber nicht zum Zuge. (Ein Wolf Füeßl war 1600-1614
Gerichtsschreiber in Rottenburg). 1640 erging an den Pflegsverwalter Plank die Weisung, die Vertretung
der Marktschreiber – und Schulmeisterstelle nur bis Jakobi zu belassen.Man solle sich um einen anderen
taugsamen Marktschreiber umsehen. In diesem Jahre trug sich der Marktschreiber Adam Malsch in das
Rottenburger Schuldbuch ein. Er war auch Gerichtsprokurator, kaufte eine Behausung und erwarb 1642 das
Bürgerrecht. 1639 war, wie oben erwähnt, Georg Westermayr Organist und Schulmeister. Er trug sich 1643
in das Schuldbuch als Marktschreiber pro tempore ein und scheint mit jenem Georg Westermayr
personengleich zu sein, der auch 1649-1653 als Marktschreiber genannt wird.1645 trug sich der
Marktschreiber Peter Meyer in das Schuldbuch ein. 1660 verewigte sich darin der Marktschreiber Johann
Jakob Müller. Er starb um das Jahr 1665, worauf sich der Marktschreiber, Chorregent und Schulmeister
Melchior Völckl in Geisenhausen (1666 in Pfeffenhausen?) um Verleihung des erledigten
Marktschreiber- und Schuldienstes in Rottenburg bewarb. 1665 schrieb Johann Andre Durst in
Rottenburg: „Ich weiß von selbsten, daß dieselben Beithen Hönigsperger, ihren Marktschreiber an und
aufgenommen, weil ich nicht allerdings qualifiziert. Nun aber hat mir Prokurator Westermair wirklich
versprochen, mir nicht allein in Verrichtung der Khürchen, sondern auch was ich nicht kann bei
Marktschreibersachen an die Hand zu gehen, ja selbst zu verrichten, solange und viel bis ich es selbst
werde zu verrichten, solange und viel bis ich es selbst ergreifen und erlernt haben.“ Hönigsperger sei
auch in Kirchenverrichtungen gar schlecht erfahren. Er bitte, man wolle ihm solchen Dienst zukommen
lassen. 1669 genehmigt die Regierung, daß der vacierende Marktschreiberdienst von dem Westermayr
vorübergehend versehen wird.1672 kommt der Marktschreiber Johann Perkhover vor. 1673 berichet Georg
Westermayr p.E. organista, er habe die Organistenstelle, „weil jetziger Marktschreiber in dem
unerfahren auf eine Zeit lang, bis Marktschreiber einen bestellen wir, zu administrieren über sich
genommen. Aber Marktschreiber Mayr verlangt keines Organistens. Ich bin ein als erlebter Mann, der
mit Gehen übrigens nicht allzeit fortkommen kann und ohne dieses mit etlichen Hofmarksdiensten
beladen.“Wenn die Kreuzgänge einfallen solle er denselben allezeit beiwohnen. Dies gehe wegen Alters,
Kopf- und Zahnweh nicht mehr. Er habe den Organistendienst resigniert. Pfarrer Johann Christoph
Stadlberger (+ 1697, seit 1679 Dekan, Grabstein an der Südwand im Langhaus der Kirche zu
Gisseltshausen) schrieb 1674, der aufgestellte Marktschreiber könne für einen Schulmeister die
wenigste Satisfaktion geben. Der Schulmeister in Rottenburg müsse in Choral und Kirchenmusik und im
„Latein zur Abrichtung der Knaben zum allerheiligsten Meßopfer erfahren“sein. Nur 4 würden die Schule
besuchen. Kammerer und Rat hätten ein qualifiziertes Subjekt aufzustellen. Der Schulmeister müsse mit
Choralsingen, Orgelschlagen und anderem erfahren sein. Die Marktschreiberei sei von der
Schulmeisterei abzusondern. Kammerer und Rat schrieben am 20. Juli 1674, der Markt sei vor 4 Jahren
durch eine Feuersbrunst (30. September 1669, Votivbild hiezu im Besitze des Baumeisters Josef Stapfer)
dergestalt ruiniert worden, daß nur etliche Häuser hätten gerettet werden können. Die arme
Bürgerschaft bestehe nur in 43 Haushaltungen. Die Musik des Choralsingens und bisweilen erforderten
Orgelschlagens habe der Gerichtsprokurator Georg Westermayr verrichet.1674 war von „Beziehung des neu
erbauten Schulhauses“ die Rede. (Das Schul- und Mesnerhaus war 1669 abgebrannt). 1675 schreibt sich
der Marktschreiber Georg Balthasar Haan in das Schuldbuch ein. Er zog am 12. November 1681 ab. Der
nächste Eintrag lautet: „Franz Georg Wezstein der Zeit Marktschreiber zu Rottenburg de Anno 1682.“ Er
war noch 1690 und wohl auch darüber hinaus Marktschreiber und scheint 1697 gestorben zu sein. 1693
erscheint Bartime Pischlsperger, geboren um 1654 in Eggenfelden, als Marktschreiber. Er wird 1697
zugleich als Schulmeister bezeichnet und amtierte noch 1703. Seine Ehefrau Christine starb im Jahre
1696.
1697 wurde „das im Markt Rottenburg liegende und zu St. Leonhardi Gotteshaus Oberotterbach gehörige
Schulhaus samt dem darzu gehörigen Garten und einer Wiesen, einem Schulmeister frei darin zu wohnen
gnädigst verwilligt. Nachdem aber Franz Georg Wezstein gewester Schulmeister und Marktschreiber zu
Rottenburg allhie gestorben und Bartimen Pischlsperger diese Vokatur überlassen worden“. Hiegegen
erhob der Pfarrer Widerspruch. Hier ist nachzutragen, daß der churfürstliche Prokurator Georg
Westermayr 1652 ein Anwesen erworben hatte, das seine Erben – darunter Georg Westermayr, deutscher
Schulmeister in Mallersdorf – um 1694 beim Thomas Steizinger gewesenen Fremair auf dem Frechelsdorfer
Hof, und dessen Ehefrau Eva verkauften. Wir lesen, daß die Marktverwaltung das feile Frömair`sche
Holzhaus um 230 fl und 2 fl Leihkauf erwarb. In einem Bericht vom Jahre 1702 wird von der Haltung des
2. Kaplans und demjenigen „Haus, Wiese, Garten und Wurzgärtl“gesprochen, „worin allzeit ein
Marktschreiber und Schulmeister gewohnt und die Nutzung gehabt“. Um die Erwerbung der einschlägigen
Brandstätte scheint sich der Bierbrauer Franz Sigl bemüht zu haben. Das sog. Frömairhaus, das vorerst
wohl nur bescheidensten Anforderungen genügte, wurde dem Marktschreiber zur Benützung überlassen. Um
das Jahr 1697 wurde „den anderen Kaplan betreffend“ ein Vergleich dahin gehend abgeschlossen, daß an
den Pfarrer das frühere Schulanwesen mit aller Nutzung abgetreten werde. Im November 1706 bestätigte
der Schreiner Georg Schaur den Empfang von 1 fl für Herstellung einer neuen Türe im Rathaus und
Ausbesserung der Bänke in der Schulstube. Hieraus ersehen wir, daß endlich ein eigenes Rat- und
Schulhaus, wenn auch allerbescheidenster Art, entstanden war. Was würden die biederen, damaligen
Rottenburger gesagt haben, wenn man ihnen als Fata Morgana das heutige schöne Rathaus und die
Schulgebäude verspiegelt hätte? Ueber die Schulzustände in der Zeit um 1670 ist der Artikel „Die bösen
Rottenburger Buben“ in den „Geschichtsblättern“ Nr. 45/1934 nachzulesen. Soviel über die Frühzeit des
Rottenburger Schulwesens. A.A. Lieb
Artikel aus dem Rottenburger Anzeiger aus dem Jahre 1855.
Länger als zwei Jahrhunderte war das Rathaus zugleich auch Schulhaus. Der Magistrat bemühte sich
laufend die bisherigen Schulverhältnisse zu verbessern, was nie zufriedenstellend gelang. Die
bisherigen Schulräume wurden vergrößert, neue Türen gesetzt und Bänke angefertigt. Das alles war nur
ein Notbehelf, dass änderte nichts an der stetig steigenden Schülerzahl.
Ehemalige Mädchenschule, heute Kindergarten Sankt Raphael.
Der damalige Geistliche Rat und Schuldekan Joseph Söllner ergriff 1862 die Initiative und erstellte
auf eigene Kosten ein Schulhaus für Mädchen, das er 1887 dem Magistrat schenkte. Er gewann als
Lehrkräfte den Orden der Armen Schulschwestern. Am 4. September, ein Donnerstag, wurde das neue
Schulhaus seiner Bestimmung übergeben und die Tätigkeit der Schwestern konnte beginnen. „Die Armen
Schulschwestern“ wurden durch die Initiative des Regensburger Bischofs Michael Wittmann und der
Regensburger Schiffsmeisterstochter Karolina Gerhardinger anfangs des 19. Jahrhunderts geründet“. Ein
paar Jahre später herrschte in der Mädchenschule schon große Raumnot. Der Magistrat konnte für ein
neues oder einen Anbau des Schulhauses keine finanziellen Mittel zur Verfügung stellen. So entschied
man sich, den Tanzsaal der Gastwirtschaft „Heimrath“ und Gasthaus, “ Landshuter Hof“ anzumieten.
Anzeige aus dem Jahre 1886.
Anzeige aus dem Jahre 1886.
Rottenburg 28. Juli 1914 (Schulhausneubau)
Seit langen bestehen hier bzw. bei den beteiligten Gemeinden, Differenzen wegen notwendig gewordenen
Neubaus eines Mädchenschulhauses. Verschiedene Projekte wurden entworfen, aber bis jetzt gelangte man
zu keinem Resultat. Heute erfahren wir nun, daß in einer gestrigen Versammlung des verstärkten
Gemeindeausschußes von einflußreicher Seite folgender Vorschlag gemacht wurde:
Das alte Mädchenhaus wird umgebaut, das Pattere als Kinderbewahranstalt, (Kindergarten), der 1.
Stock zu Wohnräumen für die Schwestern. Ankauf des Geberl-Anwesens ( früher Bäckerei) sowie je ein
Stück Garten von den Herrn Pfarrmeßner Steinhauser und Oekonom Hierlmeier. Errichtung des Neubaus mit
vier Lehrsälen auf der Höhe des Steinhaus´schen Gartens.
Durch ständig steigende Kinderzahlen, wurden die Klassenräume immer enger und so wurde nach dem
Zweiten Weltkrieg 1948 mit einem Neubau am Kloster begonnen. Rottenburg hatte ein eigenes Ziegelwerk,
der Fahrweg war kurz, trotzdem schafften es manche Ziegelsteine nicht bis zum Kloster zu kommen. Im
Jahr der Währungsreform wurden im neuen Anbau zwei Schulräume bezogen, der dritte Unterrichtsraum
wurden ein Jahr später bezugsfertig.
Im Jahre 1974 zogen die letzten Grundschüler aus, es war jetzt mehr Platz für die
Kindergartenkinder.
Auszug aus der Chronik der Armen Schulschwestern.
1938, am 2. Juli, dem Fest Mariä Heimsuchung mußten wir zu unserer tiefsten Betrübnis im
Schulanzeiger lesen, daß eine ganze Reihe von Filialen vom Abbau betroffen wurde. Darunter befand
sich auch die Filiale Rottenburg a.L. Die beiden Lehrerinnen M. Alonso Seiler und M. Erwine
Kannermüller wurden ab 1. Sept. der Schule enthoben. Der Gehalt lief nur noch bis 15. August. Die
Schwestern durften vorläufig im Hause bleiben. Freilich waren sie schon sehr beschränkt. Der
Kindergarten, der seit Mai mit braunen Schwestern eröffnet worden war, wurde in diesem Winterhalbjahr
wieder geschlossen. Somit wäre das Zimmer wieder frei geworden für den Privathandarbeitsunterricht.
Aber trotz des Drängens von Seiten der Eltern und Kinder durfte derselbe nicht erteilt werden. Auch
im Schulzimmer durften keine Stunden gegeben werden. Am 10. Juli unterzog sich M. Alonso mit
Erlaubnis von unserer lieben Ehrw. Mutter Almeda einer dreiwöchentlichen Moorbadkur in Wurzach, um
den Gelenkrheumatismus, der ihr seit Jahr und Tag zu schaffen machte, auszuheilen. Der Erfolg war
ein guter.
Die Exerzitien machten sämtliche Schwestern in Giesing mit.
Am 11. Sept. unterzog sich M. Erwine nach 8-tägiger Vorbereitung in der Au der Prüfung im
Organistendienst. Schon am 14. September trat sie dann den Chordienst in Schmatzhausen, das 1 ½
Stunden von Rottenburg entfernt liegt, an. Auch Privatstunden wurden angenommen. Es kam eine Fülle
von Arbeiten, so daß die Schwestern mit Gottes Hilfe ganz gut ihr Fortkommen finden.
Die Bau- und Schulsituation für Lehrer und Schüler entwickelte sich so dramatisch, dass das
Königliche Bayerische Bezirksamt als vorgesetzte Behörde Handlungsbedarf sah und vom Magistrat
Rottenburg den sofortigen Bau eines neuen Schulhauses forderte. Dieser lehnte mit der Begründung
ab: In den nächsten Jahren stehen andere dringendere Baumaßnahmen an, wie der Bau einer neuen Kirche,
ein Feuerwehrhauses und eines neuen Friedhofs. Man einigte sich darauf den Schulhausbau auf das Jahr
1869 zu verschieben.
Schulkinder vor der Knabenschule.
Nach vielen Sitzungen der zuständigen Ämter wurde im Juni 1871 vom Bezirksamt Rottenburg der
Zimmermeister Carl Stapfer mit dem Bau eines neuen Schulhauses beauftragt. Um unnötige Verzögerungen
zu vermeiden, wurde sofort eine Vorauszahlung für Baumaterial und Handwerker geleistet. Weitere
Abschlagszahlungen stockten, so dass der Bau nur schleppend vorankam. Der Bau verzögerte sich
nochmals und das neue Jahr 1872 begann. Die königl. Baubehörde leistete nochmals im Januar eine
Abschlagszahlung und setzte zugleich eine Frist bis zum 13. April 1872, wo der Schulhausbau
fertiggestellt sein müsse.
Am 15. Mai 1872 war es so weit, die Knabenschule wurde feierlich eröffnet. Nach dem Gottesdienst
versammelten sich die Gäste vor dem alten Schulhaus (altes Rathaus) und zogen mit vollem Stolz zum
neuen Schulhaus in der heutigen Max-von-Müller-Straße 16.
Gaststätte Haimrath in der Landshuter Straße 20, heute Computerfachgeschäft Hans Fürst.
Die wachsende Einwohnerzahl bewirkte auch eine größere Kinderzahl im Markt Rottenburg. Der
Schulraummangel war wieder einmal groß. So entschloss man sich 1921 in zwei Gasthäusern die
jeweiligen Tanzsäle anzumieten und dort Klassenzimmer einzurichten.
Anzeige aus dem Jahre 1902
Landshuter Hof, früher nannte man sie die Schmied-Wirt-Schule, in der Max-von-Müller-Straße 19.
Heute steht hier ein Neubau, in dem unter anderem die Agentur für Arbeit untergebracht ist.
Nach dem 2. Weltkrieg stieg die Anzahl der evangelischen Christen in Rottenburg stetig an und man
machte sich Gedanken, eine eigene Schule für diese Kinder zu schaffen.
Am 1. September 1948 war es dann so weit. Unter Pfarrer Hinkel wurde eine evangelische
Bekenntnisschule errichtet. Ihr wurde der große Tanzsaal im Rückgebäude des Landshuter Hofs
zugeteilt. Zwischen 1945 und 1946 wurde eine Suppenküche eingerichtet, wo unter anderem auch die
Schulkinder versorgt wurden. Die Bekenntnisschule bestand bis zum Jahre 1969.
Landwirtschaftsschule, heute Pfarr- und Jugendheim.
Zur Geschichte der Landwirtschaftsschule
Mit der Eröffnung der Landwirtschaftsschule am 12.November 1951 fand ein langes Ringen um die Schule
einen vorläufigen Abschluss. Bisher wurde der Landkreis Rottenburg a.d. Laaber landwirtschaftlich von
der Landwirtsschaftsstelle betreut.
Beim großen Einziehungsbereich dieser Schule, der die Landkreise Landshut, Rottenburg, Vilsbiburg und
einen Teil von Mallersdorf umfasste, konnte nicht einmal ein Drittel der Anmeldungen aus dem Landkreis
Rottenburg berücksichtigt werden.
Die Schule Landshut erteilte keinen Unterricht im Hopfenbau und wurde so den Wünschen der Hopfenbauer
im Landkreis Rottenburg nicht voll gerecht. Infolge der verkehersungünstigen Lage der Nachbarschulen
Abensberg und Moosburg mit Hopfenbauunterricht drohte die Ausbildung der bäuerlichen Jugend in dem
rein landwirtschaftlichen und intensiven Landkreis Rottenburg ins Hintertreffen zu geraten.
Landrat MdL. Prof. Prechtl versuchte seit 1948 unermüdlich, die zuständigen Stellen für den Bau einer
Landwirtschaftsschule in Rottenburg zu gewinnen. Ungeklärte schulische Zuständigkeiten und mangelnde
Haushaltsmittel verzögerten die Einrichtung der Schule, bis 1950 der landw. Ausschuss des Bayerischen
Landtages sich dafür aussprach, Rottenburg in die Liste der neu zu errichtenden Landwirtschaftsschulen
aufzunehmen.
Obwohl der Kreistag am 26.2.1951 die erforderlichen Beschlüsse fasste, wurde Rottenburg am 28. 2.
1951 wieder aus der Liste gestrichen, da das Bayerische Finanzministerium einer Einrichtung neuer
Landwirtschaftsämter nicht zustimmte. In unermüdlichen Verhandlungen erreichte Landrat Prechtl die
Einrichtung einer Außenstelle des Landwirtschaftsamtes Landshut in Rottenburg.
Über den Regierungsbeauftragten für das Flüchtlingswesen beschaffte Landrat Prechtl die
Erstausstattung für das Landwirtschaftsamt und die Schule. Mit einer äußerst primitiven
Schuleinrichtung wurde am 12.11.1952 der 1. Kurs der Landwirtschaftsschule Landshut, Schulbezirk
Rottenburg, eröffnet.
Mit Entschließung vom 5.3.1954 erteilte die Regierung von Niederbayern und Oberpfalz die Genehmigung
zum Betrieb der Landwirtschaftsschule mit folgenden Auflagen:
1.Die Anstalt führt die Bezeichnung Landwirtschaftsschule Rottenburg a.d.L.
2.Der Schulbezirk umfasst den Landkreis Rottenburg.
3.Die Leitung der Schule obliegt dem Vorstand des Landwirtschaftsamtes. Rottenburg a.d.L..
Damit wurden Landwirtschaftsamt und Landwirtschaftsschule selbständig. Die Einweihung des
Schulgebäudes in Rottenburg erfolgte am 15.11.1952
Einweihung der Volks- und Landw. Berufsschule am 16. Sep. 1956 in der Schulstraße.
Volksschule in der Schulstraße
Rottenburg. Die Feierlichkeiten nahmen am Sonntag ihren Beginn mit den Gottesdiensten beider
Konfessionen. Die evangelische Gemeinde mit der evangelischen Jugend hatte sich in der Kirche zu
Gisseltshausen eingefunden, wo Herr Dekan Kraus den Gottesdienst hielt.
Bis zum letzten Platz gefüllt war auch die Pfarrkirche St. Georg in Rottenburg, wo H.H. Generalvikar
und päpstl. Hausprälat B. Baldauf den Festgottesdienst zelebrierte. In seiner Predigt wies er darauf
hin, dass das Schulgebäude eine christliche Bekenntnisschule werden soll. Er bezeichnete die
Erziehungsarbeit an den Kindern als Gottesdienst. Die Erzieher und Lehrer sollten den Kindern den
Glauben an Gott den Allmächtigen einpflanzen und ihnen helfen, ein wahres christliches Leben zu
führen. Der Festgottesdienst wurde verschönt durch die Mitwirkung der Kapelle Listl, die die Deutsche
Messe von Schubert spielte. Die Messe fand ihren Abschluss in der feierlichen Weihe der Schulkreuze
mit dem „Veni Creator Spiritus“.
In einem Festzug begaben sich die Schulkinder, der Gemeinderat die Kinder und die Vereine und
Organisationen des Marktes zum neuen Schulgebäude, um dem Festakt beizuwohnen.
Der Festakt wurde eröffnet mit einem Musikstück durch die Kapelle Listl. Ein Chor der Schuljugend
brachte dann ein Lied zum Vortrag. Anschließend begrüßte Bürgermeister Steinhauser die Festgäste und
die Schuljugend.
In seiner Festrede brachte Bürgermeister Steinhauser zum Ausdruck, dass mit der Fertigstellung des
neuen Schulgebäudes ein Herzenswunsch aller Rottenburger Bürger in Erfüllung gegangen sei. Er
streifte kurz die Baugeschichte und rief aus: „Gracias agamus- Lasset uns Dank sagen dem Herrn, dass
bei der Vielzahl der am Bau beschäftigen Arbeiter kein Unfall vorgekommen ist.“
Danach erfolgte die Schlüsselübergabe durch Bürgermeister Leopold Steinhauser an Hauptlehrer Martin
Schmal, den Leiter der Kath. Volksschule. Nach verschiedenen Grußworten rief Herr Hauptlehrer Schmal
den Kindern zu: „Freude hat uns Gott gegeben. Aus den dumpfen Schulstuben dürft ihr jetzt einziehen
in ein Haus, das uns vorkommt wie in einem Märchenland. Wir freuen uns, dass der Dreischichten -
Unterricht ein Ende hat, dass jede Klasse über einen eigenen Raum verfügt und die Hast im Kampf um
den notwendigen Wissensstoff endlich der Vergangenheit angehört. Verloren doch gerade die Schüler
der Oberen Klassen Jahr für Jahr rund 240 Stunden Unterrichtszeit was insgesamt für jeden ein
verlorenes Schuljahr bedeutete.“
Nachdem alle Festreden gehalten waren, lud die Markgemeine Rottenburg in die Brauerei Eigenstetter
zum Festmahl ein. Die übrigen Festgäste wurden in der neuen Volksschule bewirtet, wozu die Kapelle
Listl frohe Tanzmusik spielte. Mädchen und Buben der unteren Klassen brachten ihren Dank für das
neue Schulgebäude in einem reizenden Theaterstück zum Ausdruck.
Nach dem Mittagessen sprach Bürgermeister Steinhauser das Schlusswort. Dabei dankte er allen Gästen
für ihr Kommen. „Die offizielle Einweihungsfeier ist somit beendet. Heute schon beginnt in der neuen
Schule der Unterricht.“
Zum Schluss sei noch bemerkt, dass Schüler aus der Knaben- und Mädchenschule, Kinder des
evangelischen Glaubensbekenntnisses und zwei Klassen der landwirtschaftlichen Berufsschule
einzogen.
30. Juni 1962- Feierliche Einweihung der neuen Turnhalle durch Pfarrer Steinberger. Ehrengäste waren
Bürgermeister Georg Pöschl, Landrat Rauchenecker, Med. Rat Dr. Minke, Schulrat Botschafter,
evangelischer Pfarrer Meier, Gemeinderäte und Lehrerschaft.
Zur Einweihung der neuen Turnhalle zeigten die Schüler ihr Können.
Hauptschule
Am 19. Juli 1975 wurde die Hauptschule in der Pater-Wilhelm-Fink-Straße feierlich eingeweiht.
Am 29. Juni 1973 wurde der Grundstein für die neue Hauptschule Rottenburg gelegt. Neben einer Urkunde
wurde damals ein Einpfennig-, Zweipfennig-, Fünf Pfenning-, Zehnpfennig-, Fünfzigpfennig-, Einmark-,
Zweimark-, Fünfmark- und Zehnmark-Stück sowie eine Rottenburger Stadterhebungs- Gedenkmünze, ein
Stadtplan, eine Heimatzeitung sowie eine Ansichtskarte mit Werbestempel in einer Kupferrolle
eingemauert.
Zu Beginn des Schuljahres1974/75 konnte die Hauptschule bezogen werden. Am 19. Juli 1975 wurde sie
offiziell eingeweiht. Die Einleitung der Feierlichkeiten in dem mit viel Blumen geschmückten Gebäude
bildete ein ökonomischer Gottesdienst, zelebriert von Stadtpfarrer Steinberger, Pfarrer Zitzmann,
Pfarrer Ruhland und Pfarrer Hardte. Die Kinder, unter der Leitung von den Lehrern Schindlbeck und
Rogl, untermalten sowohl Gottesdienst wie die anschließender Feier mit frischem Gesang. Als Festtag,
der in die Annalen der jungen Stadt Rottenburg eingehen wird, bezeichnete Stadtpfarrer Steinberger
diesen Tag.
1. Bürgermeister Georg Pöschl begrüßte die Ehrengäste, Lehrkörper und die Eltern mit ihren Kindern.
Obwohl ein Tag der Freude, so führte Pöschl weiter aus, fragt man sich, ob auch in zwei Jahren diese
Schule noch nach den neusten Richtlinien ausgerichtet sein wird, denn seit zwanzig Jahren höre man
immer wieder, dies und jenes werde geändert. Auch in der Lehrmethode habe man manchmal das Gefühl,
dass man nicht wisse, wie man das Wissen den Kindern weitervermitteln solle. Auch vertrat der
Bürgermeister die Auffassung, dass der Staat in Punkto Hochschulen und Universitäten des Guten etwas
zu viel getan hätte. Deutschland sollte nicht ein Staat von Akademikern werden. Wir bräuchten
vielmehr auch Praktizierende. Deshalb sei auch die Frage, warum nur Stipendien für Studenten und
nicht auch für angehende Handwerker. Der Staat solle, wenn er von den Kommunen verlange, optimale
Einrichtungen zu schaffen, auch für quantitativ ausreichende und qualitativ ausgebildete Lehrkräfte
sorgen. Der Lehrer sei die Seele der Klasse. Pöschl wünschte am Ende seiner Ausführungen, dass ein
guter Geist dieses Hauses erfüllen möchte.
Zum Schluss der Feier übergab der Architekt Liebe den Schlüssel an 1. Bürgermeister Georg Pöschl,
der wiederum übergab ihn weiter an Rektor Wiesmüller, der als letzter Festredner auftrat. „Dieses
Haus betrachten wir als unsere Heimat“ so führte der Rektor der Schule aus. Die jetzigen 16 Klassen
müssten im nächsten Jahr um eine erweitert werden. Die Schülerzahlen, derzeit 530, werden sich in
den nächsten fünf bis sechs Jahren etwa konstant halten, dann aber absinken. Rektor Wiesmüller
wünschte, dass das neue Schulhaus ein „offenes Haus“ werden möge.
Eine Kindergruppe bildete mit dem Vortrag des Liedes „Amen“, begleitet auf Orff-Instrumenten, den
Abschluss des offiziellen Teiles. Gepflegte Unterhaltung bei einem kalten Büfett, das nicht nur
mundete, sondern auch für das Auge wohltuend aufgerichtet war, bildete den letzten Akt dieser
gelungenen Feier.
Realschule
Foto aus dem Jahre 2015
Aus der Chronik der Schule
Überzeugt von der Notwendigkeit, auch im ländlichen Raum die Situation für die Schüler zu verbessern,
die eine weiterführende Schule besuchen wollen, beschloss der Kreistag mit dem Landrat Rauchenecker
des ehemaligen Landkreises Rottenburg im Februar 1965 den Antrag auf Errichtung einer Staatlichen
Realschule in Rottenburg zu stellen.
Am 20.03.1972 wurde Richtfest gefeiert und im September 1973 konnten Schüler und Lehrer in das neue
Gebäude einziehen.
Vielfältige Schwierigkeiten galt es zu überwinden bis es soweit war, vor allem weil auch im Zuge der
Gebietsreform der Landkreis Rottenburg 1972 aufgelöst und das ehemalige Landkreisgebiet auf drei
Nachbargemeinden verteilt wurde.
Die neue Staatliche Realschule nahm den Unterricht im September 1971 auf.
35 Mädchen und 29 Knaben saßen in den beiden Anfangsklassen, die von drei Lehrkräften unterrichtet
wurden.
Die Anfangsklassen waren im Gebäude der Landwirtschaftsschule Rottenburg gastweise untergebracht.
Von November 1971 bis April 1972 war die ehemalige Volksschule Münster das Domizil für die zwei
Klassen.
Dann wurde die Schule in die Hauptschule in Pfeffenhausen verlegt. Dieses Gebäude, das einmal als
Krankenhaus gedient hatte, musste für den Schulbetrieb umgebaut werden.
Unterdessen wurde am neuen Schulhaus in Rottenburg fleißig gebaut, sodass der Rohbau Ende 1971 unter
Dach und Fach kam und am 20.03.1972 Richtfest gefeiert werden konnte.
Im September 1973 war der Neubau des Realschulgebäudes fertig und 255 Schülerrinnen und Schüler
konnten mit ihren Lehrern einziehen.
Zwar war jetzt ein schönes Schulhaus vorhanden, aber es fehlte noch eine Turnhalle, sodass der Turn-
und Sportunterricht außerhalb des Schulgebäudes erteilt werden musste (Kaserne, Grundschule,
Schwimmbad Oberronning). Der turnhallenbau erstreckte sich über die Jahre 1974 und 1975.
Ende des Schuljahres 1975 wurde die erste Abschlussprüfung an der Staatlichen Realschule Rottenburg
durchgeführt, der sich 55 Schülerinnen und Schüler unterzogen. Im November des gleichen Jahres fand
die feierliche Einweihung des Schulhauses statt.
Die steigende Schülerzahl zeigt, dass die Schule von der Bevölkerung angenommen wird und dass ihre
Einrichtung eine wirkliche Notwendigkeit war, um auch der ländlichen Jugend die Chance eines
Realschulbesuches zu ermöglichen.
Staatliche Realschule Rottenburg
27. Nov. 1971
Die Realschule ist ein neuer Bildungsgrundstein
Nach zweimonatiger Bewährungsprobe eine erste Bilanz der Staatlichen Realschule des Landkreises
Rottenburg
69 Realschüler werden unterrichtet – Realschuldirektor Erich Stengl leitet die neue Schule
Dass die Errichtung einer Realschule für den Landkreis Rottenburg eine dringende Notwendigkeit war,
steht außer Zweifel. Bei dem laufend steigenden Schülerstrom aus allen Bevölkerungsschichten in die
Realschulen und Gymnasien müssen ganz einfach die Kinder Möglichkeiten zur höheren Schulbildung
haben, was bislang einem großen Bereich im Landkreis aus Entfernungsgründen versagt war. „Der Zug zur
Realschule ist also da, er wird noch stärker werden, da Bildungsreserven im weiten Umland ruhen“, so
kennzeichnet Direktor Stengl die Schülersituation, die sich zu anderen Landkreisen nicht
unterscheiden wird. Für die Kinder des Landkreises war das Fehlen einer Realschule sicher ein
empfindlicher Nachteil. Während man heute bereits für fast jeden Beruf die Mittlere Reife fordert,
habe viele Kinder aus sozialen Gründen noch gar nicht die Möglichkeit dazu.
7. September 1971 war ein schulhistorischer Tag
Mit der Aufnahme in den Schulentwicklungsplan für die Errichtung einer Realschule wurden die Weichen
gestellt. Dank intensiver Arbeit des Landrats Hans Wagner mit Unterstützung des Kreistages ging es
dann fast im Schnellzugtempo weiter. Umfangreiche Absprachen und Planungen ebneten mit dem damaligen
Markt Rottenburg die Möglichkeit eines gemeinsamen Bildungs- und Schulmittelpunktes mit einer
Ausstrahlung ins weite Umland. Es beginnen sich nun mit dem Bau der Realschule erste konkrete
Auswirkungen und Früchte abzuzeichnen. Dort wird sich in Zukunft das gesamte Bildungs- und
Schulprogramm abwickeln. Es wird ein kulturell-geprägter Mittelpunkt entstehen.
In den Händen des damaligen neuen Landrats schien gerade diese Aufgabe in den richtigen Händen zu
sein. Er regte nach der Aufnahme in den Schulentwicklungsplan den Kreistag zu einer Informationsreise
an und bald darauf startete man den Bauwettbewerb für den Bau einer zwölfklassigen Realschule in
Rottenburg. Heute sind nun die Arbeiter beim Bau der Schule, während mit dem 7. September 1971 die
von der Regierung errichtete Realschule ihre Pforten öffnete. 69 Schüler und Schülerinnen gehören
damit dieser Bildungsdisziplin unter den 645000 Realschülern in der Bundesrepublik an.
Seit dem 1. August Realschuldirektor Stengl
Die Staatliche Realschule des Landkreises Rottenburg bestand erst auf dem Papier, als sich mit
Wirkung vom 1. August 1971 der Leiter der Realschule Erich Stengl etablierte, ein Egerländer, wie er
erzählte, der seine Staatsprüfungen alle in Bayern ablegte. Er ist heute 45 Jahre alt, verheiratet
und mit der Familie (drei Kinder) in Moosburg wohnhaft. Zuletzt wirkte er an der größten Realschule
in Abensberg als Konrektor. Seit dem ersten Tag hat er sich dem Aufbau und der Entwicklung dieser
Realschule verschrieben, um damit junge Menschen fit für den heute anspruchsvollen Lebensweg zu
machen. Als ein erfahrener Schulfachmann wird Direktor Stengl diese Realschule zu einem modernen
Bildungskörper entwickeln.
Die Realschule ist mit Lehrkräften planmäßig besetzt, so dass es unterrichtsmäßig nicht die geringste
Einschränkung gibt. Als Stellvertreter ist Konrektor Otto Glaser und als weitere und dritte volle
Lehrkraft die Studienreferendarin Christa Bucke da. In Handarbeit unterrichten die weiblichen
Fachkräften Fuchs und Reitmeier, während Dekan Dr. Hofmann (kath.) und Pfarrer Hardter Religion
geben. Weitere nebenamtliche Lehrkräfte sind die Herren Rude für Chorgesang (Wahlfach) und Obermeier
für Werkunterricht. Sicher werden sich die Schüler und Eltern über die volle Besetzung und die guten
Kräfte freuen.
Direktor Stengl hat auch keine Klage über Einrichtungsgegenstände, technische Lehrmittel oder
Anschauungsmaterial. Zur Zeit bemüht man sich, ein Informationszentrum einzurichten, das den Schülern
mit einer umfassenden Literatur Hilfen oder gründliches Studium ermöglicht, wofür der Landkreis
4000 DM zur Verfügung stellte. Im endgültigen Haus der Realschule, dessen Planung aufgeschlossene
und fortschrittliche Lösungen zeigt, wird das angestrebte Bildungsprogramm verstärkt zum Ausdruck
kommen. Die Ausstattung der noch jungen Realschule kann also mit älteren gleichaltrigen Schülern
konkurrieren.
Es hat auch schon eine Elternversammlung mit Wahl des Elternbeirates stattgefunden, und damit kamen
die ersten gewünschten Kontakte der Eltern mit den Lehrern zustande. Das Verhältnis kann als herzlich
bezeichnet werden. Das Interesse von Schülern und Eltern an der Realschule ist groß. Sie alle
wünschen sich in Zusammenarbeit die besten Erfolge. Mit Ausnahme eines erkrankten Schülers sind alle
seit dem ersten Schultag zusammen, wobei Direktor Stengl den Mädchen einen größeren Fleiß
bescheinigt.
Schülerbeförderung gut organisiert
Wie schwach die Stadt Rottenburg vom Eisenbahnverkehr erschlossen ist, beweist die Tatsache, dass
keiner der 69 Realschüler die Eisenbahn zur An- und Abreise benützen kann. So reisen sie alle mit
Buslinien von Hellring, Schaltdorf, Hofendorf, Egglhausen und Steinbach ausgehend. Der Unterricht
dauert von 7.30 bis 12.20 Uhr und umfasst 30 Wochenstunden. Ein Omnibus bringt sie von Münster nach
Rottenburg, von wo aus die Busse dann Kurs in die verschiedenen Richtungen nehmen. Bis auf einen
Gastschüler aus dem Landkreis Mainburg (Obersüßbach) kommen die Realschüler aus dem Landkreis
Rottenburg.
Landrat Wagner bezeichnet die Förderung und Entwicklung der Realschule als eine Hauptaufgabe des
Landkreises. Die Gebietsreform dürfte darauf keinen Einfluss haben. Das im Bau befindliche
Realschulgebäude muss zum Beginn des Schuljahres 1972/73 im September 1972 bezogen werden können. Die
Bauausführung liegt in den Händen der Baufirma Hans Maier. Als nächstes wird der Bau des Heizwerkes
und der Hausmeisterwohnung ausgeschrieben. Bis heute hat der Staat noch keinen Zuschuss gegeben, so
dass alle Arbeiten von den Rücklagen finanziert werden mussten. Der Klassentrakt enthält zwölf
Unterrichtsräume, so dass jeder Schülerjahrgang der vierklassigen Realschule drei Klassen haben wird.
Zurzeit werden die Realschüler getrennt nach männlich (34) und weiblich (35) geführt.
Astrid Lindgren-Schule
Rektor Manfred Gößwald im Rektorat, Juni 1988
Entstehung und Entwicklung der Astrid-Lindgren-Schule in Rottenburg
Während gegen Ender der 1960er Jahre bereits in fast allen Landkreisen Niederbayerns Sonderschulen
(damals Schulen für Lernbehinderte) bestanden, fehlte diese Einrichtung im Landkreis Rottenburg
noch. Dies veranlasste den damaligen amtierenden Schulrat Botschafter beim zuständigen Landrat und
Kreistag mit Nachdruck auf dieses Defizit hinzuweisen und auf die Errichtung einer Sonderschule zu
drängen. Er stieß dabei auf zwei unerwartete Schwierigkeiten. Zum einen hätten es die damaligen
Kreispolitiker lieber gesehen, wenn die Trägerschaft der Schule von einem Schulverband der damaligen
35 Gemeinden des Kreises übernommen worden wäre. Das Schulamt konnte nach zähen Verhandlungen
erreichen, dass sich der Landkreis zur Übernahme der Trägerschaft bereit erklärte, was eine
unkomplizierte Finanzierung der Schule gewährleisten konnte. Zum anderen gab es ein Problem in der
Standortfrage der Schule. Während die ursprünglich vorgesehene Gemeinde die Schuhle in ihrem Ort
ablehnte, erklärte sich die Gemeinde Oberhatzkofen bereit, die Schule in ihrem Volksschulgebäude
aufzunehmen. So konnte diese zum Schuljahrsbeginn 1970 mit einer ersten Klasse mit 23 Schülern
beginnen. Zum Leiter der Schule wurde von der Regierung der ehemalige Leiter der Volksschule
Pattendorf Manfred Gößwald bestellt, welcher vorher ein sonderpäd. Studium an der Uni in München
absolviert hatte.
Die Gründungsklasse von 1970
Da sich die Schule in der Anfangsphase jährlich um eine weitere Klasse vergrößerte, musste man 1974
nach einer anderen Unterbringungsmöglichkeit suchen. Glücklicherweise wurde im selben Jahr die neue
Hauptschule in die Pater Wilhelm-Fink-Straße in Rottenburg fertiggestellt, so daß im 1. Stockwerk
der Grundschule Schulräume frei wurden. Diese konnten von der Sonderschule bezogen werden.
Ein paar Jahre später zog nach einer Erweiterung der Hauptschule die Grundschule in diese um. So
konnte von da an das ganze Gebäude der ehemaligen Grundschule von der Sonderschule mit ihren
mittlerweile über 100 Schülern bezogen werden. Es gab jetzt ein großzügiges Raumangebot, so dass ab
1990 sogar die neu gegründete Musikschule bis zu deren Umzug zu ihren eigenen Neubau mituntergebracht
werden konnte. War das Schulhaus der Sonderschule mit Turnhalle und dem gesamten Grundstück vom
Schulträger Landkreis Landshut bisher gemietet bzw. gepachtet, konnte 1998 der gesamte Komplex vom
Landkreis erworben käuflich werden. Dies war in erster Linie das Verdienst des damaligen Landrats
Josef Neumeier sowie von Bürgermeister Hans Weinzierl und Schulleiter Manfred Gößwald, die beide
Mitglieder des Kreistags waren.
Der Landkreis hat in der Folgezeit viel in das Gebäude baulich und ausstattungsmäßig investiert.
Die Schulkinder während der Pause im Schulhof
Die drei Rottenburger Schulleiter
Links: Rektor Josef Wiesmüller, Volksschule
Mitte: Direktor Emil Stengl, Realschule
Rechts: Rektor Manfred Gößwald, Förderschule
Zusatzinformation:
Aus den Geschichtsblättern:
Die bösen Roudenburger Buben.
Aus bösen Buben werden auch gut Leut.
Aus der Zeit um 1600
Der Rottenburger Pfleger Ewald Freiherr von Kleist, Hofratspräsident in München, wurde durch die
Pflegsverwalter Augustin Heußlinger und Johann Franz Krieger vertreten. Heußlinger ließ sich am 20.
September 1674 über die Rottenburger Schulwesen wie folgt vernehmen: Bis anhero sei es also gehalten
worden, daß sie einen Marktschreiber aufgestellt, welcher nicht allein die Marktschreiberei, sondern
auch die Schule und zugleich in der Kirche die Musik und das Orgelschlagen verrichtet. Der Markt sei
nicht im Vermögen, daß er einen absonderlichen Marktschreiber beselden und erhalten könne; das
Kirchenvermögen ertrage auch nicht dahin. Zwei könnten sich nicht fortbringen. Der jetzige
Marktschreiber wisse wohl, daß er blos mit der Schreiberei umgehen könne; er sei jüngstlich vom
Marktschreiberdienst zu Pfeffenhausen entfernt worden, weil er sich geweigert habe, die deutsche
Schule zu halten. Er möge ein Gerichtsmann sein, aber die Jugend werde nicht instruiert und es sei
schier kein Knabe mehr zum Ministrieren vorhanden. Der Markschreiber wisse nicht, ob St. Lorenz ein
Martyrer oder ein Apostel sei.Die zur Schule taugsame Jugend laufe den ganzen Tag auf den Gassen
herum und befinde sich in Obstgärten und auf den Paumden (Bäumen) der Bürger, diesen zur Beschwernis.
Daran sei der untaugliche Schulmeister schuld. Die Kinder der Vermöglichen befänden sich in Landshut.
Es seien 61 Bürger vorhanden, worunter höchstens 3 ihre Nahrung im Bettel suchen müßten. Die 3
Bierbrauer seien von solchem Gewerbe und Vermögen, daß sie allein den Schulmeister erhalten könnten.
Die Bräuer hätten die Brandstätten wegen der zugehörigen Gärten, Wiesen und Äcker gekauft, seien im
Genusse derselben, würden jedoch die Brandstätten unerbaut liegen lassen. Man führe sogar die Steine
aus dem Markt weg und lasse die stehenden Rebenhäuser zugrunde gehen.
Im Oktober erging Regierungsbefehl dahin, daß ein Marktschreiber aufzustellen sei, welcher neben der
Marktschreiberei zugleich die Schule und in der Kirche die Musik versteht und versehen könne.
Schon der Umrittsbescheid vom Jahr 1658 hatte gerügt, daß die Kinder nicht fleißig in die Schule
geschickt werden, wo doch die Bürger teils das Quatembergeld vermöchten und selbiges für die
Unvermöglichen vom Armenhaus hergegeben werden könnte. Es wurde auch beanstandet, daß die schon
längst anbefohlene Aufbauung der erkauften Brandstätten nicht erfolgt sei, wodurch doch die
Bürgerschaft vermehrt werden würde. (S. R. Gerichtsblätter Nr. 11 S. 2 und dort Nr. 2 S. 4
Rottenburger Notschrei von 1672).
Etwa 100 Jahre später! Johann Caspar Stürminger, verpflichteter Marktschreiber und Schulhalter zu
Rottenburg berichtet im Jahr 1768, es seien „ohne die auswärtige in die Pfarrei hierher gehörige sei
all hiesiger Bürgerschaft allein 54 Kinder vorhanden, aus welchen aber nicht einmal hieraus die
Hälfte in die Schule kamen, ungehindert selbige groß genug mithin die übrigen alle in ihrer
Unwissenheit oder dasselbe weder in Lesen noch Schreiben unterrichtet sein wollen, aufwachsen und
erstarren“. Die Eltern scheuen die 15 Kreuzer Quatembergeld. (Schulgeld). Pfarrer Hörl berichtete
1769, daß die meisten Eltern in seiner Pfarrei ihre Kinder entweder gar nicht oder das ganze Jahr
hindurch nur eine kurze Zeit lang in die Schule schicken, die meiste Zeit aber zuhause behalten. Von
den zur Pfarrei gehörigen zahlreichen pfleggerichtlichen und Hofmark Untertanen kämen nur einige
wenige Kinder eine kurze Zeit lang in die Schule zu Rottenburg. In der für dieselben hauptsächlich
bei dem Mesner des Pfarrgotteshauses zu Münster „ausgerichteten Schule aber gar keine Kinder
erscheinen und eben deswegen die letztere völlig abzukommen begunet“.Der Pfarrherr spricht von der
„zaumlosen Ausgelassenheit der Jugend und der nunmaligen meistenteils schlechten Kinderzucht der
Eltern“. (Für Fasten-, Pfingsten- und Weihnachtsquartal des Jahres bezahlte der Armenhausverwalter
Josef Maier, Drechsler und Pfarrmesner, 7 fl 57 k. Schulgeld samt Streichkreuzer und Büchergeld für
arme Kinder. Höchstzahl der letzteren 10). A.A.Lieb
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