|
Pfarrhof
Zurück
Pfarrhof um 1960
Baugeschichte des Pfarrhofes in Rottenburg
„Der Pfarrhof in Rottenburg hat in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sein Aussehen wie im Bild oben bekommen.
Es war vor allem die wirtschaftliche Not nach der napoleonischen Zeit, die die Kapläne zwang, ihren eigenen Haushalt
aufzugeben. Sie bewohnten bisher ein Haus im Markte. Jetzt wird für sie im Hofraum des Pfarrhofes ein Haus gebaut
und ihnen darin mehrere Zimmer eingerichtet. Daher war eine Erweiterung des bisherigen Baues notwendig. Es wird im
Erdgeschoß und im ersten Stockwerk der Gang gegen den Markt zu verlängert und unten wie oben zwei Zimmer angefügt.
Auch gegen das Moos hin, (den Neufahrner Berg hinauf) wurde das Wohngebäude erweitert. Nun wurde der Um- bzw.
Neubau der Ökonomiegebäudlichkeiten in Angriff genommen. Pfarrer Riederer begründete in einer ausführlichen Eingabe
an die Regierung in Landshut 1838 die Notwendigkeit der Arbeiten. Es sei kein Platz, um das Getreide aufzuschütten.
Es verfaule viel, weil es nicht sachgemäß aufgeschüttet werden könne. Ähnlich sei es mit dem Holz. Der jetzige
Zustand der Gebäulichkeiten wäre ohnehin so, dass größere Reparaturen nicht zu umgehen seien. Ein großer Nachteil
sei es ferner, dass die verschiedenen Räumlichkeiten nicht zusammengebaut sind. Ihre Erhaltung mache daher viel
größere Unkosten. Die Regierung anerkannte die Notwendigkeit eines Baues. Der Maurermeister Michael Perzl bekam nun
den Auftrag, Pläne auszuarbeiten. Das Projekt, das er vorlegte, hatte zur Voraussetzung, dass das Keller- und
Sattlmeierhaus in der Moosgasse erworben würde. Es war kein Kauf, sondern nur ein Tausch ins Auge gefasst. Ihre
Erwerbung hätte den großen Vorteil gehabt, dass hier der Pfarrhof einen Zugang zur Straße bekommen würde. Im Stadel
war der Einbau einer zweiten Tenne wegen des Zehentgetreides vorgesehen. An die so erweiterte Scheune sollte sich
dann die Pferde- Kuh- und Schweinestallung anschließen. Die Regierung war mit diesem Plane einverstanden. Nur die
Finanzierung des Baues machte ihr noch Bedenken. Auch sollte ein Kapital bei der Kirche Oberotterbach aufgenommen
werden. Der Rest sollte durch die Summen der Baufallschätzung und eine geringe Belastung der Nachfolger getilgt
werden.
Die Verhandlungen erfuhren nun eine Unterbrechung, da Pfarrer Riederer sich um eine neue Pfarrei umsah und sein
Nachfolger, Pfarrer Reicheneder schon nach zwei Jahren starb. (1842). Sein Nachfolger Pfarrer Rubenbauer, griff das
Bauprojekt sofort wieder auf. Freilich war in diesen fünf Jahren viel versäumt worden. Ein Erwerb der beiden Häuser
war jetzt ausgeschlossen. Meister Perzl arbeitete neue Plänen aus. Nun wurde das alte Kooperatorenhaus das in dem
Hofraume stand, in den Umbau mit einbezogen. So sollte für die Aufnahme eines Wasch-, Back- und Geflügelraumes
hergerichtet werden. Die Böden waren als Hopfendarre vorgesehen. Ein Anbau sollte die Schweinestallung aufnehmen.
Die Kosten waren auf 3054 fl 12 kr. angeschlagen. Am 24 August 1844 genehmigte die Regierung das Projekt. Die
Finanzierung war wie 1838 gedacht Das Ordinariat erlaubte den Verkauf der Grundstücke bei Marktstauden. Das
Kooperatoren Haus steigerte am 17. Mai 1845 der Gerichtsarzt Dr. Müller um 1425 fl. Die Anleihe mit Oberotterbach
kam am 6. Juni zustande, es wurden gegen 3% 967 fl vorgeschossen, die in jährlichen Raten zu 100 fl. Zurückgezahlt
werden sollten. Zu Lasten der Nachfolger wurden 150 fl gutgeschrieben.
Die Arbeiten begannen im Frühjahr 1845. Die Maurerarbeiten führte M. Perzl durch. Es halfen ihm die Gesellen:
Mathias Heidesberger, Alois Rieder, Joh. Spann, Joh. Sigl, Jos. Ziegelmeier u.a. Die Zimmerarbeiten waren der
Zimmerei Andrä Huber übertragen worden. Seine Gesellen waren, Paul Baintner, Joh. Maier, Heinrich Weigl, Mathias
Fleck, Georg Aigner u. a. Die Schlosserarbeiten führte Anton Adamberger aus. Die Schreinerarbeiten fertigte Meister
Andrä. Der Nagelschmied M. Schaller lieferte die Nägel. Auch der Schmied Josef Donhauser war an den Arbeiten
beteiligt. Die Farben lieferte der Kaufmann Max Morasch, Pemsl und Draht der Kaufmann Michael Heigl. Leinöl und
Schmier der Seiler Mathias Metzger. Ziegelsteine wurden gekauft bei Mathias Huber in Kreuzthann. bei Thomas
Steinmair, Wirt in Bogenhausen, bei J. Knott. Gallimüller in Oberhatzkofen, in Pfeffenhausen und in Oberlauterbach.
Josef Hirsch in Rottenburg lieferte 500 Steinplatten. Riegel- und Gurteine wurden beim Brüglbauern in Stumpfreuth
bestellt. Säulen Fenster und Türstöcke fertigte für 313 fl Mathias Trübwetter in Arnhofen. Von Offenstetten wurden
Bruchsteine geholt. Das Holz schaffte herbei das Spital Pattendorf, der Bauer Josef Faltermaier in Pattendorf,
Philipp Högl in Frechelsdorf. Die Arbeiten dauerten noch 1846 an. Pfarrer Rubenbauer ließ auf dem Kuhstall ein
Stockwerk auf seine Kosten aufsetzten. Auch das Stiegenhaus mit der Knechtkammer zahlt er aus eigenem Säckle.
Kaum waren diese Arbeiten fertig, als das Jahr 1848 eine völlig neue Situation brachte. So wurde die frühere
Ablieferung des Zehents (Zehnter Teil des Vermögens oder Jahresverdienstes an Steuern) in natura in Garben
beteiligt, er wurde in Geld umgewandelt und abgelöst. Pfarrer Rubenbauer beantragte daher, dass die Pferdestallung
in das dritte Scheunenviertel verlegt werde. In dem bisherigen Raum sollte die Schweinestallung untergebracht
werden, damit der unschöne Anbau am Waschhaus, nahe der Einfahrt verschwinde. Vor allem wünschte Herr Pfarrer
Rubenbauer, dass ein neuer Holzschuppen und eine neue Wagenremise hergestellt werden. Die Regierung ging auf die
Wünsche ein. Die Arbeiten leistete wieder M. Perzl. Die Kosten beliefen sich auf 632 fl und 54 kr. Das Geld wurde
von der Kirche in Oberotterbach aufgenommen. Es sollte in jährlichen Raten von 50 fl abgezahlt werden. Dabei wurde
festgestellt, dass das 1845 bargeliehene Kapital zurück gezahlt sei.
In dieser Weise veränderte sich das Aussehen unseres Pfarrhofs in einem Zeitraum von kaum 5 Jahren. Die Säulen am
Holzschuppen und an der Remise machen einen altertümlichen Eindruck. Der Bau stammt aber erst aus der Zeit von
1851. Im Inneren wurden in der Bauernstube die Mauern entfernt, die sie in zwei Räumen geteilt hatte. Seit dieser
Zeit wurden keine größeren Bauveränderungen mehr vorgenommen.“
P.W.F
Foto 2014
Der neue Pfarrhof, der nach dem Abriss des alten Pfarrhofes (1980) erbaut wurde.
Ordentliche Beschreibung der Pfarr Rottenburg anno 1597.
Abschrift:
Die Pfarr und Mitterskirche ist zu Petersmünster, Filialkirche Niederroning. Der Pfarr wohnt allzeit
in dem Markt Rottenburg, wo der Pfarrhof steht. Neben ihm hat er 2 Gesellpriester. Einer wohnt in dem
Kaplanhäusl; der andre aber hat seine Wohnung außer des Pfarrhofes in dem Markt. Bei der Pfarr sind 2
gestiftete Wochenmessen, eine in dem Schloss auf dem Berg, die andere zu Oberotterbach bei der
Filialkirche St. Leonhard, welche von dem anderen Gesellenpriester müssen verrichtet werden. (Es wird
die Mühle Prettbach erwähnt.) Der Kommunikanten in der ganzen Pfarrei sind 1970. Die Pfarrkinder sind
gut katholisch und eines guten Wandels. (Es ist von der Pomppenmette in der Charwoche die Rede.) In
der ganzen Pfarr sind nur 3 Begräbnisse. (Münster, Gisseltshausen und Schaltdorf. ) Die Pfarr ist in 2
Gloggenstraich" abgeteilt. Pfarrliche Kreuzgänge: An St. Marktag gehen die Pfarrkinder nach Münster.
Am hl. Kreuztag geht man nach Kreuzthann, wie auch die von Oberhatzkofen In die bus Rogationum Montag
nach Münster. Erchtag nach Oberhatzkofen, Mittwoch zu St. Johannes nach Stein, wohin auch die von
Inkofen kommen. Am Schauerfreitag ist die Messe zu Gisseltshausen und Münster, darauf die Benediktion
mit Lesung der 4 Evangelien über die Feldfrüchte. Am Erchtag' in den Pfingstferien geht die ganze
Pfarr mit der Prozession nach Rohr, wo auch ein' Schauer-Kertzen zu welcher gesammelt worden, dahin
getragen und aufgeopfert hingegen ist der Herr Propst daselbst einem jeden Priester die Mahlzeit und
ein Paar Handschuhe zu geben schuldig. Zu Niederronng nimmt auf die Rechnung die Probsteiverwaltung
Geisenfeld. Zehent: In dem Dorf Gisseltshausen hat Herr Pfarrer 2 Teile in Großzehent, aus den Ackern
zum Schmidtlehen gehörig aus Baumgarten und Ehegarten, eigen Stücken und Wiesen, der Obermühle und
nachher Rottenburg gehörig, allein dem Pfarrer. Den Kleinzehent hat Pfarrer durchgehend inne. Im Markt
Rottenburg ist verzeichnet: Groß und Klein allein des Pfarrers. Im Marktlehen zu Krumbach und Bauern
daselbst hat Pfarrer nur 2 Teile, den dritten Spital Pattendorf. Dagegen bei den Söldnern 5 Teile. Was
aber für Sommer- und Wintergetreide in die Pointen und Gärten gebaut wird, hat Pfarrer sowohl zu
Rottenburg als Krumbach den Zehent allein. Auf dem Aichfeld hat Pfarrer ganz und gar nichts. Zu
Oberotterbach gebührt einem Pfarrer 2 Teil in großen Zehent; den Kleinzehent in den Gärten und Feldern
sengt Pfarrer allein' Aus den Äcker aber zu Hainrichs von Thann Gut und aus den Äckern gen Moosburg
gehört allein der Zehent dem Pfarrer zu. Zu Oberroning aus a2 Bauernhöfen 1/3 Groß- und Kleinzehent.
Zu Niederroning von Groß und Klein durchgehend 1/3. Zu Prekbach einer Mühle aus dem Hof das 1/3, aus
den Äckern aber, so zu der Mühle gehören, Groß und Klein des Pfarrers. Von Scharwerk und Jägergeld ist
die Pfarr frei. Am Fronleichnamstag gibt Pfarrer eine Mahlzeit denen, so den Himmel tragen.
(Pfarrarchiv Rottenburg.")
Zurück
|