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Bahnhofsrestauration
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Foto aus dem Jahre 1970
Am 31. Oktober 1900 wurde die Bahnlinie Landshut Rottenburg feierlich eröffnet. Rottenburg hatte
damals 1050 Einwohner. An allen größeren Orten entlang der Bahnlinie entstanden zugleich auch
Bahnhofsrestaurationen, sowie auch in Rottenburg. Für den Bau dieses Gebäudes, gab es zwei Bewerber,
den örtlichen Brauereibesitzer Holzapfel aus Rottenburg und den Brauereibesitzer Carl Wittmann aus
Landshut. Auf eine direkte Anfrage von Carl Wittmann, hinsichtlich einer Zulassung, beschloss der
Magistrat in seiner Sitzung vom 20. November 1900 folgendes:
„Auf die gezielte Anfrage von Carl Wittmann soll geantwortet werden, dass im Falle er eine der
Anforderungen der Neuzeit entsprechende Restauration in der Nähe des Bahnhofes erbaut, hiesiger
Magistrat sodann beschließen wird, dass ein Bedürfnis vorhanden ist, so dass demselben auf Grund
dieses Beschlusses das königl. Bez. Amt Rottenburg die Wirtschafts-Konzession erteilen wird.“
Nach der Genehmigung, erteilte Carl Wittmann dem hiesigen Baumeister Carl Stapfer, der sich durch
den Kirchenbau St. Georg in Rottenburg schon einen Namen gemacht hat, den Auftrag, die
Bahnhofsrestauration zu planen und zu bauen. Die ersten Jahre hatte das Bahnhofsrestaurant mehrere
Besitzer und Pächter, bis der Viehhändler Jakob Wolfsteiner am 1.10.1919 das Gebäude kaufte und den
Gastbetrieb übernahm. Bereits im Jahre 1923 starb der Besitzer und hinterließ seiner Frau Marianne
den Besitz. Sie verehelichte sich später mit Alois Zieglgruber, leider starb auch dieser im Jahre
1930. Seit dieser Zeit führte Magdalene Zieglgruber, eine geb.Neumayer, Brauereibesitzers- und
Gastwirtstochter aus Pattendorf, den Gastbetrieb. 1962 verstarb Magdalene Zieglgruber.
Nach dem Tod seiner Mutter verehelichte sich der Sohn Rudolf mit Magarete Weinzierl Gastwirtstochter
aus Sünching, Magarete starb 1971. Rudolf verheiratete sich 1977 mit Marianne Brücklmaier, Brauerei-
und Gastwirtstochter aus Schmatzhausen. Seit dem 1.1.1990 führt Rudolf Wolfsteiner die Gasstätte im
Sinne seiner Vorfahren mit Erfolg weiter.
Bauzeichnung aus dem Jahre 1900- Ansicht von der Max-von-Müller-Str.
Der 11,50 Meter breite und 21,00 Meter große Bau umfasste 1 Kellergeschoß, 1 Erdgeschoß, 1
Obergeschoß, 1 Dachgeschoß und ein Saalgeschoß mit Galeriegeschoß. Die Maße des Saales betrug
132,67 qm, die der Galerie 31,63 qm, und die der Garderobe 24,23 qm.
Bauzeichnung aus dem Jahre 1900- Ansicht von der Volksbadstr.
Anzeige aus dem Jahre 1919
Postkarte aus dem Jahre 1900
Foto aus dem Jahre 1959, die Bauarbeiten des neuen Lagerhauses von Peter Landendinger haben gerade
begonnen.
Rottenburger Anzeiger, 26. Oktober 1950
„Bei einer Wirtin, da kehr ich ein....“
Diese rheinische alte Volksmelodie kommt einem unwillkürlich in den Sinn, wenn man sich vom Bahnhof
Rottenburg kommend, dem großen roten Backsteinhaus der hiesigen Bahnhofsrestauration nähert, an der
Vorderfront in großen Lettern der Hinweis zu lesen ist, daß diese gastliche Stätte von der Frau
Magdalene Ziegelgruber geführt und geleitet wird. Betritt man nun an der Straßenschänke vorbei das
Innere des Gasthauses, so empfängt uns als erster Eindruck, der für gewöhnlich immer der beste ist,
ein geräumiger und heller Restaurationsraum, wie man ihn zu begegnen eigentlich nur von größeren
Städten her gewöhnt ist. Es fällt uns, entgegen unseren Erwartungen, auf, daß diese Gaststube außer
einigen wenigen Geweihen an den Wänden so gar nichts ausgesprochen ländliches an sich hat. Hat man
an einem der sauberen, teilweise gedeckten Tische Platz genommen und sieht dann einmal um sich, so
erkennt und versteht man gar bald, warum das so ist. Sind es in der Hauptsache doch Vertreter und
Geschäftsreisende, die mit Koffern und Taschen bepackt entweder von der Bahn kommend oder aus dem
Auto steigend, förmlich glücklich und sichtlich zufrieden sind, hier, ohne noch weit in den Ort
hineingehen zu müssen, im wahrsten Sinne seiner Bedeutung ein „Rasthaus“ vorfinden, in welchem sie
ihren infolge anstrengender Bahn- oder Autofahrt ermüdeten Gliedern endlich wieder Ruhe gönnen
können.
Damit soll aber nicht gesagt sein, daß lediglich nur dieser Personenkreis allein das trefflich
geführte „Hotel“ der Frau Magdalene Zieglgruber zu schätzen weiß. Auch die einheimische Bevölkerung
findet sich neben verschiedenen sog. „Sonntagsfremden“ gar oft und gern zu einem zünftigen Tarock
bei ihr ein. Man kann somit ohne weiteres behaupten, daß diese so vorteilhaft am Ortseingang gelegene
Gaststätte auf Grund ihres wechselseitigen Milieus so recht dazu geeignet ist eine gewissermaßen
unsichtbare Brücke zu sein, auf der einheimischen Bevölkerung u. ortsfremde Geschäftswelt sich zu
bieder Vorteil begegnen und sich die Hand reichen. Um die Atmosphäre, die von den Räumlichkeiten
dieser Gaststätte ausgeht, wissen aber auch die Initiatoren von Veranstaltungen aller Art. So könnte
man sich z.B. für die Veranstaltungen des noch in der Wiege sich befindlichen Rottenburger
Volksbildungswerkes keinen besseren äußerlichen Rahmen wünschen, als ihn jene, zwar altbekannte,
auf Grund ihrer einmaligen Bindung mit der Welt von „draußen“ jedoch immer neuen Eindrücken
unterworfene Bahnhofrestauration in Rottenburg a. L. bietet.
Foto um 1960
Foto 1961
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