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Elektro Wittmann- Haus
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1887 kaufte Andreas Zachmeier das Anwesen am Zirkusplatz (an der heutigen Max-Müller-Straße neben
dem Lagerhaus Landendinger,) in dem er sein erstes Schuhgeschäft eröffnete.
1912 baute er das Anwesen um zu einem neuen Wohnhaus mit einem kleinen Schuhladen. Bis Anfang der
50ziger Jahre war hier das Gesundheitsamt untergebracht. 1956 kaufte Rudolf Wittmann das Haus, baute
es um und eröffnete noch im gleichen Jahr darin ein Radio und Fernsehgeschäft. Das alte Geschäft,
schräg gegenüber in der Max-von-Müller-Straße 29 gab er auf.
1995 verkaufte Rudolf Wittmann sein Installationsgeschäft und der Verkaufsladen wurde im Jahre 2000
geschlossen.
Seit dieser Zeit waren links einige Fahrschulen und rechts einige Kosmetikgeschäfte untergebracht.
Zurzeit befindet sich die Fahrschule „Edi“ im gesamten Untergeschoss.
Der jetzige Besitzer Rechtsanwalt Christian Wittmann hat im 1. Stock des Gebäudes seine
Anwaltskanzlei untergebracht.
Foto aus dem Jahre 1956
Ingeborg und Rudolf Wittmann am Tag der Eröffnung
Rottenburger Anzeiger, den 11.Juni 1956
Elektro Wittmann eröffnet ein modernes neues Radio-und Fernsehgeschäft
Wer kannte nicht das Haus, in dem vor kurzem noch das Staatliche Gesundheitsamt untergebracht
war? Im Schatten der wuchtigen Landendinger-Hopfenhalle fristete es hier ein unbekanntes Dasein.
Nur wer eben einmal ins Gesundheitsamt musste, der bemerkte es plötzlich. In der Zwischenzeit
freilich ist das Gesundheitsamt umgezogen und hat sich in einer schöneren und zweckmäßigeren
Behausung niedergelassen.
Und zu dem alten Haus, da kamen auf einmal Arbeiter, Maurer und Handwerker. Die rissen einen Teil
der Hausmauer und der Fundamente weg, bewahrte jedoch das Haus mit großen und starken Eisenträgern
der Firma Eiglmaier-Rottenburg vor dem Einsturz. Die Innenwände wurden herausgerissen, die Räume
vergrößert und siehe da, es entstand ein schöner moderner Laden. Der Inhaber Herr Rudolf Wittmann
des Elektro-Geschäftes in der Max-von-Müller-Straße hatte sich dieses Haus gekauft und es zu einem
neuzeitlichen und mustergültigen Laden ausbauen lassen.
Zwei Säulen, nahtlose Flussstahlrohre stützen die Vorderfront des Hauses und geben ihm gleichzeitig
ein gefälliges und einladendes Aussehen. Die Schaufensterkonstruktion mit einer Seitenlänge von 9
Metern macht den Laden innen hell und geräumig. Sämtliche Glaserarbeiten wurden vom Glasermeister
Paul Karl ausgeführt und zeugen von der gediegenen Arbeit dieser Firma. Der Laden hat 70qm, (der
alte Laden schräg gegenüber nur 15qm) und ist von der Firma Josef Scheibeck-Rottenburg mit
Asphaltplatten ausgelegt worden. Im Inneren des Raumes befindet sich eine tragende Säule mit
marmorner Steinverkleidung, die sehr attraktiv wirkt. Die Regale an den Wänden haben den Stil des
Ladens entsprechend, eine moderne Form. Diese schräg nach unten hin gewinkelten dünnen Stahlrohre
passen sehr gut in diesen Raum hinein. Auch der ovale und nierenförmige Laden- und Verkaufstisch mit
seiner sogenannten Resopalplatte spricht von moderner Verkaufskultur. Er zeugt auch von der sauberen
und mustergültigen Arbeit der Möbelschreinerei Stauner-Ettenkofen, die diese
Ladeneinrichtungsgegenstände fertigte. Zeitgemäße, vorbildlich angebrachte Beleuchtungsanlage,
sprich Leuchtstofflampen, die das Schaufenster erhellen, laden auch zur Abendstunde noch zum
Verweilen ein. Und wahrlich, ein großes Angebot an Radios, Fernsehapparaten, Musikschränken,
Waschmaschinen, Gefriertruhen, diverse Beleuchtungskörper und kleinen Elektroartikeln ist in dem
modern eingerichteten Laden zu finden. Rudolf Wittmann legte besonders viel Wert, auf den Kunden
einzugehen, deshalb waren ihm jegliche Raffinessen im Laden zuwider. Der Kunde möchte die neuen
Geräte und Apparate, die modernste Technik besaßen, genau anschauen, und das kann er nur mit einer
guten Beleuchtung.
Foto aus dem Jahre 1957
Eine Geschichte von Rudolf Wittmann über den ersten Fernseher von Rottenburg:
Ungefähr im April 1954 hat der Münchner Fernsehbetrieb angefangen. Die Sendungen wurden vom
Fernsehsender Wendelstein ausgestrahlt. Zwischen April und Mai 1954 begann in unserem Schaufenster,
von jedermann frei zugänglich, die erste Fernsehübertragung in Rottenburg überhaupt. Unser Geschäft
war damals dort, wo heute das Getränke-Center Häusler seine Geschäftsräume hat und natürlich auch
das dazugehörige Schaufenster, wo jeden Tag von 18 bis ca. 22 Uhr die Sendungen liefen. Ungefähr
15 bis 20 Rottenburger Bürger verfolgten aufmerksam das Dargebotene. In der ersten Sendung trat
Peter Frankenfeld auf, mit dem für ihn damals typischen Karo-Sakko. Etwa sechs Wochen später kam
der Sender München in eigener Regie. Die erste Sendung war die Oper „Die Gärtnerin aus Liebe“.
Als wir später die abendlichen Schaufenster-Vorführungen langsam einstellten, unsere Wohnung war
nicht im selben Haus, waren die Rottenburger Fernseh-Fans nicht so begeistert.
Da die damaligen Fernsehgeräte sehr teuer waren, ca. 1500 bis 2000 DM, kam die Eigenversorgung der
Rottenburger Fernseh-Begeisterten nur sehr zögernd.
Anzeige aus dem Jahre 1959
Foto März 2014
Ende Dezember 2015 zog die Fahrschule in das Nachbargebäude, Max-von-Müller-Straße 44.
Zeitungsartikel aus dem Jahre 1936
Jahrgang 1860 geht fernsehen
„Auf ihre alten Tage lernen Großvater und Großmutter das große neue Wunder der Technik noch kennen.
In Deutschland liegen die Anfänge des Fernsehens etwa zehn Jahre zurück. Unter Führung der Reichspost haben hier
einige Firmen das damals noch etwas phantastisch anmutende Problem in Angriff genommen. Im Jahre 1929 begannen die
ersten Fernsehsendungen mit einem in Berlin-Witzleben aufgestellten Sender, der in erster Linie Versuchen diente.
1935 war die Bildgüte so weit fortgeschritten, dass man nunmehr mit einem regelmäßigen Fernsehdienst an die
Öffentlichkeit treten konnte.
Das Bild erscheint im Empfangsgerät in der Größe 18:24 Zentimeter. Die Allgemeinheit wurde mit der neuen
Errungenschaft der Technik dadurch bekanntgemacht, dass man in etwa einem Dutzend öffentlicher „Fernsehstuben“
Empfangsgeräte aufstellte, zu denen jedermann freien Zutritt hatte, um die allabendlichen zweistündigen
Vorführungen zu sehen.
Außer dem Fernsehrundfunk hat die Reichspost auch einen Fernsehsprechdienst entwickelt. In Berlin und Leipzig sind
zwei Sende- und Empfangsstellen errichtet worden, die es ermöglichen, Ferngespräche zu führen, bei denen die
sprechenden Personen sich gegenseitig im Bilde sehen. Diese Anlage hat außerordentlich gute praktische Ergebnisse
gezeigt. In anderen Ländern gibt es noch keinen Fernsehsprechdienst.
Unsere Bilder zeigen anschaulich den tiefen Eindruck, den die neue Erfindung auf eine Gruppe alter Männer und Frauen
machte, die zu einer Fernsehstunde eingeladen wurde. Fast ungläubig staunen sie das große neue Wunder an.“
Unglaublich
Halb misstrauisch und halb erstaunt folgen sie den Vorgängen, die sie auf der Glasscheibe erkennen.
Die Sendung hat begonnen
Auf der kleinen Bildfläche des Fernsehempfängers erscheinen sprechende, singende Bilder, lebende Menschen,
Landschaften. Mäuschenstill staunen die Zuschauer.
Die Braunsche Röhre
Das also ist das geheimnisvolle Ding, mit dem das große Zauberkunststück vollbracht wurde.
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