Ziegelei
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Im Jahre 1839 zog Zimmerermeister Georg Stapfer nach Rottenburg und beantragte eine Konzession, um
das Handwerk des Zimmermanns auszuführen. Mitte der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts baute er die
Dampfziegelei in der heutigen Max-von-Müller-Straße, die später sein Sohn Carl, auch Zimmerer- und
Maurermeister, übernahm. Dieser machte sich im Jahre 1868/69 einen großen Namen durch den Bau der
Kirche St. Georg und vieler anderer Gebäude. Sein Sohn Josef Stapfer war auch Baumeister sowie
Bürgermeister von Rottenburg und später Ehrenbürger des Marktes Rottenburg. Der letzte Besitzer der
Ziegelei war dessen Sohn Carl. Anfang der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts verkaufte er sie an die
Firma Maier und Kunze. Diese schloss 2012 die Ziegelei und verkaufte das Gelände und dessen
Gebäude an die Stadt Rottenburg.
Ziegelei Stapfer - Foto um 1915
Aus den Geschichtsblättern - Der Marktziegelofen in Rottenburg
In allen niederbayrischen Städten und Märkten hatte man in früheren Jahrhunderten ihre eigenen
Ziegelöfen durch die sich die Bewohner ihren Bedarf an Ziegelsteinen und -taschen decken konnten.
So war es auch in Rottenburg. Im März 1629 erwarb erbrechtlich Christoph Furtmayr von Ergoldsbach
den Ziegelofen. Er musste dafür 12 Schillinge und 5 Pfennige Stiftgeld zahlen. Als Auflage musste
er sich verpflichten, den Rottenburger Bürgern 500 Ziegelsteine für einen Gulden und 30 Kreuzer zu
verkaufen. Von den Auswärtigen konnte er mehr verlangen.
Die Besitzer konnten damals den Ziegelstein nur schlecht verkaufen, da sich nicht jeder Bürger die
Steine für den Hausbau leisten konnte. Sie bauten weiterhin ihre Häuser aus Holz und Lehm. Das
änderte sich schlagartig, als die Schweden das erste Mal 1632 über den Markt Rottenburg einbrachen
und alle Häuser in Schutt und Asche legten. Holz wurde knapp und teurer, somit mussten die Bürger
des Marktes notgedrungen ihre Häuser aus Ziegelsteinen bauen.
1671 übernahm der Sohn Simon den Ziegelofen und vergrößerte die Ziegelei. Dazu kaufte er von dem
Bräuer Georg Sigl einen Acker zum „Lehm Abschlagen“.
Am 23. April erwarb Mathias Hölzl den Ziegelofen aus der Hand des Johannes Furtmayr, dessen Tochter
er heiratete. Nach 32 Jahren verkaufte Hölzl am 13. März 1768 den Ofen an Anton Kürmayr und seine
Frau. Kürmayr erlebte mit der Zieglstatt nicht viel Freude. Er schrieb an den Markt einen Brief, in
dem stand, dass er die Steine unmöglich mehr zu dem festgesetzten Preis von 1629 verkaufen konnte,
mit der Begründung, dass die Arbeitslöhne stark gestiegen seien. Weiter stand in dem Brief, dass
das feuchte Holz, das er zur Befeuerung des Ziegelofens brauchte, im Preis enorm gestiegen sei.
Er war auch bereit, dem Markt die Gerechtigkeit zurückzugeben. Danach zogen sich die Verhandlungen
Monate hin, da der Rat eine neue Zieglstatt suchte. Er fand sie schließlich in Krumbach. Am 22
Februar 1802 durfte Kürmayr den letzten Brand durchführen. Zwei Monate später konnte schon der
Grundstückskauf abgeschlossen werden. Als Käufer traten auf die Kämmerer des Marktes, Laimhofer,
Guggenberger und Dorn und die Mitglieder des Ausschusses Kirchermayer, Einberger, Löffler, Prändl,
Ziegelmayer und Steger (der Bräu). Zum Kauf gehörten auch das Ziegelhandwerkszeug,
Lehmkarren und 2000 gebrannte Ziegelsteine dazu. Das Haus mit dem Grundstück behielt er sich
selbst. Es handelte sich also nur um den Verkauf der Gerechtigkeit, Ziegel zu brennen.
Ausschnitt aus einer Postkarte. Dampfziegelei, Baumaterialienhandlung, Zementfabrik von Karl
Stapfer.
Dieses Foto wurde um 1900 von der Hopfenpräparier-Anstalt aus (heute Lagerhaus Peter Landendinger),
gemacht. Von links nach rechts das Stapfer-Haus (wurde 1990 abgerissen), Pöschl-Haus (heute Bäckerei
Hatzl), ehemaliger Bauernhof der Familie Wittmann (heute LBS -Brandl und Häusler- Getränkemarkt).
In den Amtlichen Bekanntmachungen des königl. Bezirksamtes in Rottenburg von 1864 waren zwei
Artikel zu lesen:
„Der Dekan, geistlicher Rath und Pfarrer Josef Söllner zu Rottenburg beabsichtigt eine
Ziegelbrennerei zu errichten. Dieselbe soll zwischen Rottenburg und Gisseltshausen zunächst in
der Ziegelei des Zimmerermeisters Stapfer erbaut werden. Hiervon werden die benachbarten Grund- und
Hausbesitzer, sowie sonstige Beteiligten mit dem Anhange in Kenntnis gesetzt, dass zur Anmeldung
von Einsprüchen und Verhandlung der Sache der Termin auf Dienstag, den 17. Mai des Jahres Morgens 9
Uhr einberaumt werden“.
Dieses historische Foto aus dem Jahre 1868, das im Ziegelwerk mit Carl Stapfer gemacht wurde, zeigt
das Kreuz, das auf der Giebelseite des Daches der Kirche St. Georg angebracht ist.
Die Erbauung eines Ziegelofens Seitens des k. Notars Jakob Mühlbauer zu Rottenburg betr.
„ Der königl. Notar Herr Jakob Mühlbauer zu Rottenburg, bat um die Bewilligung zur Errichtung
eines Ziegelofens da hier nachgesucht. Derselbe soll auf dem Acker des Gesuchstellers, welchen
derselben von dem Boten Bubeneder erkauft hat und welcher von Grundstücken der Pfarrpfründe,
der Witwe Heigl, des Bierbrauers Holzapfel, des Schuhmachers Dorn und Bräuers Seefelder
umschlossen ist, ausgeführt werden. Mit Rücksicht auf die allerh. Verordnung vom 16. Mai 1863
wird zur Augenscheinnahme, zur Anmeldung von Ansprüchen und zur Verhandlung in der Sache auf
Mittwoch den 8 Juni d. Jahres anberaumt, wobei die benachbarten Grund- und Hausbesitzer, sowie
sonstige Beteiligte, sofern sie gegen das Baugesuch begründete Einsprüche zu erheben vermögen,
bei Vermeidung des Verlustes ihres Widerspruchsrechtes sich einzufinden haben. Von dem Bau- und
Situationsplänen kann zum Termin dahier Einsicht genommen werden.“
Rottenburg den 24. Mai 1864
Königliches Bezirksamt Rottenburg
Wagner, königl. Bezirksamtmann
Ziegelei Josef Stapfer um 1900. In dem mittleren Gebäude baute er den ersten Ringbrandofen.
Das Bild stammt aus dem Jahre 1914.
Man sieht im Hintergrund von links nach rechts Bahnhofsrestauration, Hopfenpräparier-Anstalt, heute
Lagerhaus Landendinger und Schuh Zachmeier heute Wittmann-Haus.
Zu der damaligen Zeit wurden die Ziegel noch mit der Hand geformt und anschließend an der Luft
getrocknet, bis sie dann im Ofen gebrannt wurden.
Der abgebildete Ziegelstein wurde in der Rottenburger Ziegelei Anfang des 20. Jahrhunderts
noch von Hand gefertigt.
Der Mauerziegel oder Backstein, im Volksmund auch Ziegelstein genannt, ist ein künstlich hergestellter
Stein, der zum Hausbau benutzt wird. Er wird aus einem Gemisch von Ton und Lehm geformt und in Öfen
gebrannt. Im Laufe der letzten Jahrhunderte wurde das Ziegelbrennen immer mehr modernisiert und
automatisiert. Wo Jahrhunderte lang die Öfen mit Holz befeuert und im letzen Jahrhundert mit Dampf
betrieben wurden, werden heute die Ziegelsteine mit Ölfeuerung oder mit Strom gebrannt.
Foto1938, der Ziegelkamin wurde 1959 abgebrochen.
1972 wurde ein vollautomatisierter Tunnelofen, der mit Ölfeuerung betrieben wurde, gebaut. Auf dem
Foto ist der Mechanikermeister Willi Rott, der die Stahlkonstruktion gebaut hat zu sehen.
Zeichnung aus dem Jahre 1950
Eine Aufnahme von der Max-von-Müller-Straße aus der Sicht des Lagerhaus Landendinger. Das große Haus rechts
in der Mitte, ist das Stapfer Haus auf dem Ziegeleigelände. Das Haus wurde 1990 abgerissen.
Als das Ziegelwerk an die Stadt Rottenburg verkauft wurde, verewigten sich alle Mitarbeiter der
Ziegelei für das „Archiv für den Bürger“ auf einem Ziegelstein.
April 2014
Ehemaliges Bürogebäude
April 2014
Links ehemaliger Brenntunnel, rechts Press- und Mischwerk.
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