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Metzgerei Haindl
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Das Haus wurde 1865 von Ignatz Seefelder erbaut und ging 1884 an Alois
Seefelder über. Bis 1928 war in einem Teil davon das Postamt untergebracht.
Zwischen den Jahren 1930 bis 1935 beherbergte es u.a. das Heimatmuseum, das
dann nach Niederhatzkofen ausgelagert wurde.
Das Haus, das zwischenzeitlich dem Musiklehrer Xaver Listl gehörte, wurde 1934 von
dem Metzgermeister Jakob Metz gekauft, der hier eine Metzgerei einrichtete,
die 1950 nochmals umgebaut wurde.
Seit dem 2. Weltkrieg befanden sich darin die verschiedensten
Einrichtungen und Gewerbe: während des Krieges eine Luftschutzschule, ab
1945 eine Musikschule sowie die Dentist-Praxis von Josef Mirbeth. Im unteren
rechten Teil des Gebäudes war zudem von 1919 bis 1996 die Hypobank
untergebracht. Seit einigen Jahren gibt es hier das Schnellrestaurant "McGrill".
1992 pachtete der Metzgermeister Wolfgang Haindl die Metzgerei, bis er das Gebäude 2012
schließlich kaufte.
Foto 1950
Foto 1990
Luftaufnahme, von rechts nach links Anwesen Mirlach, Metzgerei Metz, Amtsgericht
Ein Heimatmuseum in Rottenburg!
Diese für alle Heimatliebenden – und wer möchte das nicht sein – so erfreuliche Schlagzeile, stammt
leider nicht von 1990, sondern ist genau 60 Jahre alt. Vor genau 60 Jahren erschien im Heimatblatt
„Rottenburger Anzeiger“ ein sehr ausführlicher Artikel mit dieser Überschrift. Da die Errichtung eines
Heimatmuseums auch heute wieder aktuell ist, soll dieser Zeitungsbericht in Erinnerung gebracht
werden, vermittelt er doch einen Einblick in die Aktivitäten der damaligen Bürgerschaft im
kulturellen und traditionellen Bereich.
„In den letzten Jahren wurden in verschiedenen Städten und Märkten der Umgebung von Rottenburg
Heimatmuseen eröffnet. Es ist begreiflich, dass auch in unserem Markt mit seiner großen und langen
geschichtlichen Vergangenheit der Wunsch nach einem Heimatmuseum erwachte. Aber es fehlte der
geeignete Raum. Da bot sich unerwartet Gelegenheit, einen solchen zu gewinnen. Durch das
Entgegenkommen der Frau Postexpeditorswitwe Sedlmeier konnte der Raum, in dem früher die Post
untergebracht war gegen eine geringfügige Miete erworben werden. Rasches Zugreifen war unbedingt
notwendig. Der Gemeinderat von Rottenburg hat in seiner letzten Sitzung den Vertrag gutgeheißen,
den 1. Bürgermeister Herr Stapfer mit Frau Sedlmeier abgeschlossen hat. Auch genehmigte er die
Mittel zur Instandsetzung des Raumes. Am Abend des gleichen Tages fand im Gasthof Streibl eine
kleinere Besprechung wegen Organisation und Aufbau des Museums statt. Es wurde ein Vorschlag des
Herrn Oberamtmann Stattenberger angenommen, dass die Bürgerschaft von Rottenburg Besitzerin und
Eigentümerin des Museums wird. Für die Arbeiten im Museum wurde ein Ausschuss in Aussicht genommen,
der alle für die Sache begeisterten Bürger erfassen soll. Es wurden zunächst gewonnen die Hrn.
Bürgermeister Stapfer und Landendinger, ferner die Herren Bergmoser, Artinger, Weber Josef, Maier
Alois, Kordick. Wer Lust und Liebe empfindet, möge sich an einen der vorgenannten Herren wenden. Er
ist im Arbeitsausschuss sehr willkommen. Herr Oberamtmann Stattenberger sagte seine und seines Amtes
Unterstützung zu. Herr Verleger Herzog stellt die weitgehendste Unterstützung durch die Presse in
Aussicht. Herr Oberregierungsrat Lieb, der Herausgeber der Rottenburger Geschichtsblätter wird von
der Sache verständigt werden, sodass auch von dieser Seite eine Förderung des Museums zu erwarten
ist. Damit scheint das Rottenburger Heimatmuseum gesichert. Du wirst lieber Leser fragen, was ein
solches Museum für einen Zweck hat. Über diesen Punkt werden uns Herr Pater Wilhelm Fink O.S.B.
Professor und der Lehrer Herr Xaver Listl noch ausführlich berichten. Das Heimatmuseum soll keine
Raritätenkammer sein, ebensowenig wie es ein Raum sein soll, in dem die gute alte Zeit mumifiziert
wird. Von ihm sollen Leben und Anregung ausströmen auf unsere Zeit. Unsere Jugend erhält ein
Anschauungsmaterial für ihre geistige Ausbildung. Sie wird angeleitet zu Pietät und Ehrfurcht vor
dem Alten. Sie soll die Überzeugung gewinnen, dass auch die Vergangenheit Gutes geschaffen hat.
Gleichzeitig wird eine lebendige Verbindung zwischen einer früheren Zeit und der Gegenwart
hergestellt. Das Alter lernt im Museum, dass es noch Leute gibt, welche ein Intersse haben für das,
was sie in der Jugend gekannt, geschätzt und verehrt haben. Herr Oberamtmann Stattenberger fügte den
Gedanken hinzu, dass gerade durch solche Heimatmuseen das flache Land gegenüber den größeren Städten
wieder mehr zur Geltung kommt. Daher ist die Errichtung eines Museums in Rottenburg sehr
begrüßenswert.
Was soll nun unser Museum enthalten?
Ein gut eingerichtetes Museum dieser Art zeigt, wie unsere Vorfahren gelebt, sich in den Häusern
eingerichtet, gearbeitet und ihre Religion betätigt haben. Es umfasst das weite Gebiet der
Volkskunde. Daher gehören in ein Museum: Alte Bilder und Gemälde, Marktansichten und Photographien,
Möbel und Hauseinrichtungsgegenstände, religiöse Devotionalien und Votivbilder, schmiedeeiserne
Kreuze und Gitter, alte Schlüssel und Schlösser, Glas-, Zinn- und Porzellanwaren, Hafner-,
Wachszieher- und Lebzeltermodel, Münzen und Medaillen, alte Trachten und Uniformen, alte Waffen
und Ausrüstungsgegenstände, alte Figuren und Statuen, Funde aus der Vor- und Frühgeschichte,
Handwerksgeräte und Werkzeuge, Beleuchtungskörper und Öfen, alte Urkunden, Schriftstücke, Bücher
usw. Dabei möge aber beachtet werden, dass die Gegenstände dem Markt seiner nächsten Umgebung
entstammen. Es sollen aber im Museum nicht bloß die Geschichte, sondern auch die Naturwissenschaften
berücksichtigt werden. Es können aber auch die Aussteller sich das volle Eigentumsrecht für sich und
ihre Erben vorbehalten. Daher ergeht an die gesamte Bürgerschaft der Aufruf dem Museumsausschuss
beizutreten, seine Sammeltätigkeit auf alle Weise zu unterstützen und so ihren Anteil zum Gelingen
des Werkes beizutragen. Es möge daher jeder in seiner Wohnung, in alten Truhen, Kommoden und Kästen,
auf den Dachböden und Abseiten fleißig Umschau halten und von den hier vorgefundenen Gegenständen
in gemeinnütziger Weise den Herren des Ausschusses Mitteilung machen. Es möge sich in unserer von
Gegensätzen zerrissenen Zeit der in den Stürmen der Vergangenheit oft erprobte Gemeinschaftssinn
unserer Einwohnerschaft auch bei dieser Gelegenheit allen Neidern und Spöttern zum Trotz,
lebenskräftig erweisen. Es gilt auch hier der Satz: Einer für alle und alle für Einen!“
Soweit der Bericht im Rottenburger Anzeiger des Jahres 1930.
Die Geschichte hatte einen guten Anfang; denn der Museumsgedanke fand in der Bevölkerung nicht nur
Interesse sondern auch tatkräftige Unterstützung. Schon in kurzer Zeit konnten zwei Räume
ausgestattet werden. Und wir Schulkinder der damaligen Zeit hatten immer große Freude, wenn wir dem
Museum einen Besuch abstatten durften. Es fanden sich reichlich Gegenstände von den oben
beschriebenen Lebensbereichen. Die Nazis unterwarfen dann alles ihrer Ideologie von „Blut und Boden“,
brachen mit vielen Traditionen des christlichen Abendlandes. Im verbrecherisch angezettelten Zweiten
Weltkrieg brauchte man die Räume für Kriegszwecke, deshalb wurden die Gegenstände und Schätze des
Museums ins nahe Wasserschloss nach Unterhatzkofen verlegt. Dort überließ man sie ihrem Schicksal
und dies bedeutete, dass sich Leute fanden, die an den Dingen Gefallen fanden. So verschwand schon
während des Krieges manches. Fast undurchschaubar wurde aber die Lage dem Kriegsende zu und vor
allem danach. Da gab es Leute, die sorgten sich auf ihre Weise um die Sammlung, sie waren ja bestens
informiert. Das genaue Ende ist so nur den Eingeweihten und Tätern bekannt. Und so fand eine
großartige Idee ein böses Ende und über alles legte sich eine dichte Hülle des Schweigens.
Der neu gewählte Stadtrat von Rottenburg ist nun gewillt, die Idee eines Heimatmuseums für die
Großgemeinde in die Tat umzusetzen. Dass dies nur mit Hilfe breiter Bevölkerungsschichten möglich
ist, ist allen klar. Die Unterbringung soll im Gebäude des ehemaligen Elektrizitätswerkes nach
der Sanierung erfolgen. Bis es aber so weit ist, wird noch einige Zeit vergehen. Der Schwerpunkt
des Museumsgedankens liegt darin, all das zu retten und zusammenzutragen, zu ordnen und
aufzubereiten, das der Nachwelt von den Handwerksberufen erzählt, die jetzt schon ausgestorben sind
oder sehr stark in ihrer Existenz bedroht sind. Neben dem Handwerk und Gewerbe, das ja einem
dauernd sich rasch veränderndem Prozess unterworfen ist, soll auch die Landwirtschaft im weitesten
Sinne Platz finden. Da schon so Vieles unwiederbringlich verloren gegangen ist, ergeht an die
Gesamtbevölkerung die große Bitte, werfen Sie nichts weg, heben Sie alles auf, was einmal nützlich
und praktisch war und deshalb heimatmuseumsreif ist, auch wenn’s a so genanntes Glump ist. Sie
brauchen es nicht herschenken, als Leihgabe erfüllt es genau seinen Zweck. Es wäre doch wirklich
gut, wenn unsere Kinder und auch deren Kinder in natura erleben und sehen könnten, wie die
Werkstätten und die Werkzeuge von Handwerkern aussahen, die es heute nicht mehr gibt.
Bis vor einigen Jahrzehnten waren viele unserer Bürger in Rottenburg Ackerbaubürger, allen voran
die 3 Brauer und der Pfarrer, das bäuerliche Umland war rein landwirtschaftlich geprägt, so waren
viele heimische Gewerbe voll auf den Bauernstand angewiesen. Es bestand ein Netz gegenseitiger
Abhängigkeit, man war aufeinander angewiesen und war sich dessen auch bewusst. Gern sah man es,
wenn der „Makla“ ins „Gai oder in die Stör“ kam. Auf die Stör kamen Näherin, Schneider, Sattler,
Schuhmacher, Glaser usw. Umgekehrt sah man es im Markte gerne, wenn Bäuerin, Bauer, Knechte und
Mägde, all die Dienstboten hereinkamen, einkauften und auch einkehrten.
Die bäuerliche Arbeitswelt darzustellen, wie sie vor der Technisierung und Mechanisierung war,
könnte ein lohnendes Ziel sein. Eigentlich sind wir alle mehr oder minder gefordert, das zu
erhalten, zu pflegen und zu bewahren, was Grundlage unseres heutigen Wohlergehens ist.
Foto 2014
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