|
Moosquackserer
Zurück
1930 Frühere Moosstraße, heutige Neufahrner Straße. Man sieht schon sehr deutlich, dass schon damals
die Straße stark frequentiert war. Links am Straßenrand steht ein Schild mit der Aufschrift, „Therese
Kiermayer, Damen-Hut-Geschäft“.
Rottenburger Anzeiger 1958
Was könnte wohl ein „Moosquackserer“ sein, man sieht nur ratlose Gesichter, wenn man einmal zur
Erheiterung diese Frage in der Gesellschaft stellt. Der interessierte Leser soll nicht lange auf die
Folter gespannt werden. Es handelt sich um einen Spitznamen für die Bewohner eines Teiles unseres
Marktes, der freilich nur mehr ganz selten zu hören ist. Die alten Rottenburger lächeln verschmitzt,
wenn ein Schelm die Bewohner des mittleren Teils der Neufahrner Straße damit treffen will.
Unsere Alten scheinen diesen harmlosen Spottnamen ganz besonders gerne angewandt zu haben, ein
ursprünglicher Beweis, dass man damals noch viel Spaß verstanden hat.
1960 ehemaliges Armenhaus, heute Römerweg, „Villa am See“
So gab es einmal u.a. die „Goasbergler“ (heute mit dem wohlklingenden Namen Römer Straße, mit der
„Villa am See“ (Das Gemeindearmenhaus am Weiher gelegen). Das „Glasscherbenviertel“ war die heutige
Krumbacher Straße und das „Neue Elend“ die Wohnsiedlung hinter dem Amtsgerichtsgebäude, (heute
Sparkasse) die nach dem ersten Weltkrieg entstanden sind.
Teilansicht von „Neuelend“. Im Vordergrund ein eggender Knecht.
Auch eine „Loablbruck“ gab es einmal. Es war die Hochwasserbrücke zwischen den Anwesen Siegschwert
(Max-von-Müller-Straße 64) und dem Baywa Lagerhaus, (Max-von-Müller-Straße 43). Mit diesem Spitznamen
hatte es eine besonders lustige Bewandtnis. War da einst eine liebesdurstige Stütze der Hausfrau in
abendlicher Stunde noch ausgeschickt worden, Einkäufe zu besorgen und auch einige „Loabl“ (kleines
Schwarzbrot) mitzubringen. Des anderen Morgens musste die Maid zu ihren Schrecken feststellen, dass
sie ohne die Brote heim gekommen sein musste. Das Brot war weg! Sehr erschrocken soll die “ Unschuld
vom Lande“ gewesen sein, als man ihr mitteilte, die Loabl seien unversehrt bei der Brücke gefunden
worden. Wie das nur geschehen konnte? Die Alten wissen es und schweigen! Die Brücke hatte einen
Spitznamen bekommen, für den sie nichts konnte. Sie ist längst der modernen Verkehrsentwicklung zum
Opfer gefallen. Aus harmloseren Geschichten ist es zu dem Spitznamen „Moosquackserer“ gekommen. Gerade
jetzt, da sich die Marktgemeinde angeschickt, der Neufahrner Straße ein völlig neues Gesicht durch die
Kanalisation und Straßenbau zu geben, sei diese „geschichtliche Tatsache“ unseren Lesern nicht
vorenthalten. Heute kann noch festgestellt werden, dass das Gelände um das alte Mädchenschulhaus,
(heute Kindergarten St. Raphael) von vielen Wasseradern durchzogen ist. Früher lagen diese noch offen
da. Der feuchte und sumpfige Boden brachte dem Ortsteil diese Bezeichnung „Moos“ ein. An der Stelle,
wo heute ein Gemüsegarten vor dem Hause Schindlbeck nutzbar gemacht wird, war ein Weiher. Ein
Fischweiher wird es wohl gewesen sein, wahrscheinlich einer mit einem Ertrag wie der Weiher am
ehemaligen Goasberg. In den Sommermonaten, wenn die Sonne mit ihren letzten Strahlen „das Moos
geküsst“, erklang aus dem Wasser des Moosweihers das vielstimmige laute Gequakse der Froschfamilien.
Kostenlose Abendkonzerte ohne Gebühren an die Post für Lautsprecheranlagen! Und diese Konzerte haben
den Bewohnern dieses Viertels den Namen „Moosquackserer“ eingebracht. Diese haben den Scherz immer
verstanden und auch heute noch braucht niemand zu fürchten, wenn man einen „Moosquackserer“ in der
Tischgesellschaft begrüßt, dass dieser die Stimmung verderben würde.
Zurück
|