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Bahnlinie Rottenburg-Landshut
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Postkarte aus dem Jahre 1900
Am 31. Oktober 1900, fuhr der erste offizielle Personenzug in den Rottenburger Bahnhof ein.
Was muss das für ein Gefühl gewesen sein, als der Zug in Rottenburg einfuhr und den Bürgern dadurch
bewusst wurde, wie leicht es plötzlich war, in „die Welt“ hinaus zu kommen. Ich glaube aber, dass die
meisten Rottenburger damals erst einmal froh waren, in kürzester Zeit nach Landshut fahren zu können.
Bestimmt waren darüber alle Beschwernisse vergessen, bis überhaupt mit dem Bau der Bahnlinie begonnen
werden konnte. Viele Hindernisse mussten beseitigt und Versammlungen abgehalten werden, um die
Bevölkerung zu informieren und umzustimmen. Die Trasse mit der Planung musste erstellt, Grundstücke
angekauft werden, und für den schwierigen Gleisbau wurden viele fleißige Arbeiter gebraucht. Als
endlich die Schienen verlegt und die Haltestationen bestimmt und gebaut waren, galt es, der Bahnlinie
Landshut-Rottenburg Leben einzuhauchen. Eine Dampflok, Reisezugwagen und Gepäckwagen wurden gebraucht
und dazu das nötige Personal: Lokführer und Heizer, Zugschaffner und ein Gepäckarbeiter. Diese
Bahnmitarbeiter hatten unter schwierigen Verhältnissen, Tag ein Tag aus, Sommer wie Winter, ihren
Dienst zu verrichten. An jedem Bahnübergang, und es waren von Landshut bis Rottenburg nicht wenige,
musste angehalten und vom Zugschaffner die Strasse gesichert werden, damit der Zug weiterfahren
konnte. Oberstes Gebot war, den Fahrplan einzuhalten, ob bei Nebel, Regen oder Schnee. Als großes
Hindernis erwies sich von Landshut kommend der Zornhofer Berg. Es genügten schon nasse Schienen
oder ein wenig Flugrost und die Räder drehten durch. Der Zug kam nicht mehr weiter. Dann musste der
Lokführer kräftig sanden, um den Berg zu bezwingen, oder wenn das nicht half, musste er wieder
zurückfahren und neuen Anlauf nehmen. Im Rottenburger Anzeiger stand zum 75jährigen Jubiläum, dass
die Reisenden ausstiegen und Blumen pflückten, wenn der Zug es wieder einmal nicht schaffte, den
Zornhofer Berg zu erklimmen. Sie machten dies, um die Bahn zu verspotten. Allerdings machte sich
keiner Gedanken darüber, wie es dem Lokführer und dem Heizer in der Lok erging. Bestimmt haben die
beiden Blut und Wasser geschwitzt, bis der Berg hinter ihnen war.
Am Abend, wenn der letzte Zug in Rottenburg ankam, wurden die Waggons abgekuppelt und mit einer
Handbremse vor „unbeabsichtigtem Entlaufen“ gesichert. Bevor die Lok in den Lokschuppen gefahren
wurde, hatte sie der Heizer noch mit Wasser und Kohle zu befüllen, damit sie für den nächsten Tag
fahrbereit war. Da es am Abend sehr spät wurde, blieb das Zugpersonal über Nacht in Rottenburg,
denn es musste am nächsten Morgen den ersten Zug wieder nach Landshut fahren. Im Lokschuppen befanden
sich Zimmer für das Personal, in denen übernachtet werden konnte. Ich kann mir gut vorstellen, daß
diese Übernachtungsmöglichkeit nicht angenehm war, denn im Lokschuppen war bestimmt alles verrußt
und es roch auch sicher stark nach Rauch.
Die Bahn wurde von den Bürgern angenommen, sie lebte. Doch als die Zeit kam, in der sich immer
mehr Bürger ein Privatauto leisten konnten und der Individualverkehr zunahm, begann das Sterben
der Bahn. 1974 wurde der Personenverkehr auf der Schiene eingestellt und durch Omnibusse ersetzt.
Nur noch ein „Übergabezug“ (Güterzug) befuhr an zwei Tagen in der Woche die Strecke
Landshut–Rottenburg. Mit der Schließung der Fahrkartenausgabe sowie der Abfertigungsbefugnisse
für den Gepäck- und Expressgutverkehr war ab Februar 1982 die Stilllegung des Bahnhofes
endgültig. Bald darauf wurde das Bahnhofsgebäude an einen Privatmann verkauft. Man kann auch
sagen „Gott sei Dank“, denn dadurch wurde es vor dem Verfall gerettet. Heute ist „der Bahnhof“
eines der schönsten Gebäude in Rottenburg.
Eines Tages wurde bekannt, dass auch der Güterverkehr eingestellt werden sollte, was einen
ungeheuerlichen Verlust für die Stadt Rottenburg bedeutete. Von Seiten der Bahn hieß es, das
Güteraufkommen sei zu schwach, um die Trasse zu erhalten. Der amtierende 1.Bürgermeister der Stadt
Rottenburg, Hans Weinzierl, hatte all seine Kraft und seinen Einfluss geltend gemacht, um den
Güterverkehr auf der Strecke Landshut–Rottenburg zu erhalten. Es half nichts, es war ein Spiel, in
dem der Gewinner schon vorher feststand. Auch ein nochmaliges Aufbäumen der Dampfzugfreunde
Landshut-Rottenburg mit einer letzten Dampfzugfahrt blieb erfolglos.
Heute hört man kein Pfeifen der Lok mehr, und keine Rangiergeräusche sind zu vernehmen. Mittlerweile
ist auf den ehemaligen Gleisen ein Radweg gebaut worden, und viele wissen nicht mehr, dass die
Bahnlinie Rottenburg-Landshut vor 100 Jahren eingeweiht wurde.
Der Mensch ist fähig, vieles zu erschaffen, aber er bringt es auch fertig, dies alles wieder zu
vernichten. Deshalb verfasste ich das Buch, mit dem Titel „Geschichte und Geschichten der Lokalbahn
Landshut-Rottenburg“. Es soll dazu beitragen, dass Gewesene nicht vergessen wird.
Franz Moises
Mitteilungskarte vom 3. Juli 1888 aus dem Königreich Bayern
Rückseite der Mitteilungskarte aus dem Jahre 1888
Um die Bahnlinie zu planen und zu bauen gründete man ein Eisenbahnkomitee den der damalige 1.
Bürgermeister Lechner von Rottenburg und Freiherr von Kesling aus Wildenberg angehörten.
Diese Postkarte wurde von Freiherr von Kesling aus Wildenberg an den 1. Bürgermeister mit folgendem
Inhalt geschickt.
„Besten Dank für die mir geschickte Einladung zur Besprechung der Eisenbahn-Angelegenheit in
Rottenburg. Leider konnte ich nicht teilnehmen, da sie mir in Folge unserer vorzüglichen
Postverbindung zu spät durch den Postboten zugestellt wurde.“
Hochachtungsvoll Freiher v. Kesling
Einladungskarte für Ehrengäste
Anzeige aus dem Jahre 1900
Am 3.November 1900 fuhr der erste fahrplanmäßige Zug
Ansicht vom Bahnhof um 1930
Sonntagsrückfahrkarte vom 31.März 1931
Foto um 1930
1973 Fahrkarte von Rottenburg nach Ulm Hbf.
Letzte Fahrt eines VT nach Rottenburg a.d. Laaber am 25. Mai 1974. Der Zug mit einigen Fahrgästen,
darunter Mitglieder des Modelleisenbahnclubs Landshut. Das Foto entstand kurz vor der Abfahrt auf
Gleis 8. in Landshut.
Die Lokremise (Lokschuppen) stand bis Mitte der 70er Jahre
1983—Bahnhofsgebäude Rottenburg. Den Personenverkehr gibt es nicht mehr, dafür wartet jetzt der
Linienbus rechts auf die noch übrig gebliebenen Fahrgäste
Zum letzten Mal verlässt der Zug Rottenburg. „Adieu Rottenburg“
Tausende von Eisenbahnfreunden nahmen Abschied
Mit dem letzten Dampfzug nach Rottenburg
Das sonnige Wochenendwetter war wie geschaffen, die vorläufig letzte Eisenbahnfahrt von Landshut
nach Rottenburg mit Kind und Kegel zu genießen, ehe die Zukunftsplaner auch diesem letzten Stück
alter Technik den Garaus machen. Der Bahnstrecke Landshut–Rottenburg droht nämlich am Mittwoch die
endgültige Stilllegung, nachdem die Deutsche Bahn AG dem letzten Güterkunden die Verträge gekündigt
hat. Wie anderenorts sollen die Gleise herausgerissen werden.
Selbst der Vorsitzende der Dampfzugfreunde Landshut–Rottenburg, Anton Eder, hatte nicht mit dem
großen Ansturm gerechnet: Rund 1 700 Fahrgäste, darunter Einsenbahnenthusiasten, aber auch Eltern
mit ihren Kindern, nahmen an einer der jeweils sechs Fahrten am Samstag und Sonntag teil, die von
den Dampfzugfreunden durchgeführt wurden. Die Fahrt durch das reizvolle Pfettrach- und Laabertal
mit dem zischenden und dampfenden Metallkoloß hatte für viele einen Rest von Romantik, aber auch
Erinnerungen wurden bei dem einen oder anderen Passagier wach. Bis zur Einstellung des
Personenverkehrs 1974 war für viele Reisende diese niederbayerische Lokalbahn das Transportmittel
schlechthin.
Der aus nostalgischen Waggons bestehende Zug, von der alten Dampflok 41 115 aus der Zeit der
Deutschen Reichsbahn gezogen, gab auch optisch etwas her. Kenner begutachteten an den Haltestellen
das Wunder der Technik aus vergangener Zeit und erklärten ihren Sprösslingen, die sich sonst eher
im Bereich der Bits und Bytes zu Hause fühlen, die Funktionsweise der Dampflokomotive. Mehrere
Dutzend Eisenbahnfreunde warteten aber auch entlang der Strecke Landshut–Rottenburg auf das Bockerl,
um mit einem Druck auf den Auslöser der Kamera ein vielleicht nicht mehr vorkommendes Ereignis im
Bild festzuhalten.
Landshuter Zeitung, 29.09.1998
Für Rottenburg ist die Bahn abgefahren
In der Stadtratssitzung erklärte der damalige 1. Bürgermeister Hans Weinzierl, dass es zum Rückbau
der Gleisanlagen kommen werde, da der Ausbau der Bundestrasse 299 absolute Priorität habe. Der
Landkreis sowie die anliegenden Gemeinden seien aber nach wie vor bemüht, die Bahntrasse als solche
zu erhalten. Das Verzichten auf die gesamte Strecke geschehe nur ungern, doch es mache keinen Sinn
auf der gesamten Strecke zu beharren, wenn das Teilstück zwischen Pfeffenhausen und Weihmichl wegen
des Straßenbaus herausgenommen werde. Die Absicht sei, dass der Landkreis Eigentümer der Trasse
werden solle. Was mit der Trasse dann geschehe, sei abzuwarten. Es gebe verschiedene Interessen.
Landshuter Zeitung 18.02.2000
Foto aus dem Jahre 2004
Foto aus dem Jahre 2008
Heute befindet sich das alte Bahnhofsgebäude in privater Hand
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