PATTENDORF GESCHICHTE
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Ehemalige geschlossene Hofmark Pattendorf
Statistik des kgl. Bezirksamtssprengels aus dem Jahre 1889
Kirchdorf im großen Laabertal an der Distriktstraße Rottenburg – Langquaid. Spital für arme Leute (25) Plätze) und Erziehungsanstalt für Gefahr der Verwahrlosung anheimfallender Mädchen (20 Plätze). Die Pfründe steht unter der Verwaltung eines k. Stiftungsadministrators. Lehr- und Pflegeschwestern vom Orden der armen Franziskanerinnen aus Mallersdorf. Es standen 39 Wohngebäude in denen 245 Einwohner lebten.
Um 1179 starben die einstigen Besitzer, die Grafen von Roning Rottenburg aus. Deren Nachfolger und damit Grundherrn wurden die Ebraner von Wildenberg, die nach Pattendorf gesandt wurden, um mit vielen Untertanen in unserer Gegend zu regieren. Im Jahre 1303 erscheint Ruger von Pattendorf der als Beamter des Herzogs, als Richter und Pfleger am Pflegegericht Rottenburg wirkte. Die weitverzweigte Familie Ebrane trat wegen ihres großen Reichtums oft als Stifter auf.
1401 kam vom Hochstift Regensburg der lehenbare Zehent der Hofmark Pattendorf von Hans Gehwolf zu Greysbach an die Schwester des Ulrich Ebran.
1406 wurde Pattendorf an Ulrich Regelsdorfer übertragen, der es 1408 wieder an die Herren Jobst und Jörg zu Abensberg verkaufte. Dieser verkaufte wiederum 1411 die Hofmark nebst anderen Gütern für 1000 fl. an Ulrich Ebron von Wildenberg.
1493 gründeten Hans Ebron eine Spitalstiftung in Pattendorf nicht nur für die eigenen Untertanen, sondern auch für Arme der Märkte in Rottenburg und Pfeffenhausen.
1498 wurde die Stiftung, die Einrichtung eines Benefiziums in der Spitalkapelle St. Maria und St. Elisabeth ergänzt.
Ab 1610 wurde Pattendorf als geschlossene Hofmark mit Burgstall und Spital erwähnt. Nach dem Aussterben der Ebrans wurde 1623 die ganze Stiftung und die Hofmark Pattendorf als Hofstift dem damaligen Bischof als obersten Vogtherrn übertragen.
1632 fielen die Schweden über das Land her und verwüsteten auch Pattendorf. Was die Schweden nicht zerstörten, schafften 1640 die „Soldateska“ (zügellose Soldatenhaufen) und die Pest, dass viele Höfe untergingen.
Erst das späte 19. und das 20. Jahrhundert mit Industrialisierung und neuen landwirtschaftlichen Bewirtschaftungstechniken brachten wieder wesentliche, verbesserte Eingriffe in das Dorf.
1886 Artikel im Rottenburger Anzeiger.
Postkarte aus dem Jahre 1904.
Abschrift:
Postkarte von 1904 „Gruß aus Pattendorf“
29. III. 04.
Lieber Michl. Die Sachen sind heute ganz richtig angekommen. Sie stimmen ganz genau. Morgen Mittwoch ist die erste Trauermette und ich kann dabei das geschickte Büchlein gleich benützen. Bis jetzt haben wir sehr schönes Wetter gehabt, allein nunmehr beginnt bereits das schlechte Wetter, wie wir es in der Hl. Woche gewöhnt sind. Ich bin bis jetzt sehr gehoppelt, am Montag allein 4 Stunden, heute 3 Stunden und so wird es fortgehen. Das macht frisches Blut und rote Wangen. So kann es nicht anders sein als dass es mir ungeheuer in der Heimat gefällt. Doch habe ich mir bereits am Sonntag den Magen verdorben, indem ich Bier und Kraut und Honig durcheinander aß. Du kannst dir denken, wie es da in meinem Inneren rumorte. Mit Müh und Not habe ich meinen Magen wieder etwas zur Ruhe gebracht: Allein ganz richtig ist er immer noch nicht. – Die Bienen haben in den letzten Tagen sehr lebhaft gearbeitet, doch werden sie in den nächsten Tagen wahrscheinlich Gelegenheit haben, sich wieder etwas zurückzuziehen. Mein Bruder hat jetzt noch 7 Stöcke und er hofft heuer auf eine ziemlich starke Vermehrung seines Bienenstandes.
Mit dem herzlichsten Gruß Dein Freund Michl.
Dem Michl geht es sehr gut!
Anzeige aus dem Jahre 1911.
Anzeige aus dem Jahre 1911.
Anzeige aus dem Jahre 1924.
Totalansicht auf Pattendorf mit Bergkirche St. Walburga aus dem Jahre 1920
Pattendorf, 4. März 1924
Das am Montag dahier abgehaltene OCHSENRENNEN gestaltete sich zu einer großen Viecherei. Aus weitester Entfernung waren die Leute herbeigeeilt und eine riesige Menschenmenge harrte der Dinge, die da kommen sollten. Eine gelungene Einleitung war es schon, als mit dem Mittagszug in Rottenburg der Dollaronkel aus Amerika eintraf, der vollauf behangen mit Banknoten, mittels Festfuhrwerk abgeholt wurde. Eine ganze Kiste Geld hatte er als Reisegepäck bei sich, an der zwei Mann zu schleppen hatten. Das Rennen selbst war eine große Gaudi. Mit stehenden Schwänzen trabten die Ochsen vom Start und in forschem Tempo erreichten sie das Ziel. Die Preise herhielten nachstehende Traberbesitzer: 1. Wallner Sebastian, Pattendorf mit seinem Traber „Erich“, 2. Brunner, Pattendorf mit „Baldian“, 3. Kiermeier, Schaltdorf mit „Tasso“, 4. Rötzer, Pattendorf mit „Lux“, 5. Neumayer, Pattendorf mit „Fausto“, 6. Hilz, Pattendorf mit „Minerva“, 7. Stöberl, Pattendorf mit „Pluto“, 8. Listl, Pattendorf mit „Mond“, 9. Heindl, Pattendorf mit „Draufgänger.“ Nach dem Rennen war gesellige Unterhaltung in der Brauerei Neumayer, wo die Gaudi viel besprochen, belacht und begossen wurde. Das Rennkomitee ließ sich durch einen Fehler des Setzers im „Rottenburger Anzeiger“ nicht verblüffen. Es sollte nämlich darin heißen: „mit Preisen von 50 aufwärts.“ Der Setzer brachte aber das Wörtlein Mark hinzu. Man wollte aber von 50 Kartoffeln aufwärts die Preise gestalten. Nun wusste sich aber das Rennkomitee sogleich zu helfen und verteilte die Preise von 50 Papiermark aufwärts, was dem Komitee sicher billiger zu stehen kam, als die Kartoffeln. Die Pattendorfer haben stets Sinn für Witz und Humor und haben auch diesmal mit ihrem Ochsenrennen den Vogel abgeschossen.
Anzeige aus dem Jahre 1959.
Aquarell aus dem Jahre 1947.
Schule in Pattendorf
Das im Jahre 1880 neben dem Spital erbaute Schulhaus mit Wohnung für den Lehrer wurde wegen der vielen Kinder zweiklassig geführt. Im Stadtarchiv Rottenburg kann man bis 1847 Protokolle vom Schulalltag einsehen.
Um 1960 bauten die Pattendorfer etwas außerhalb ein neues Schulhaus, das den neusten pädagogischen Anforderungen der Schule entsprach. Besonder freuten sich die Kinder über neue Klassenzimmer und Werkräume und die neue Schulküche. Der Sportplatz und die Lehrerwohnung waren gleich nebenan. Durch die Schulreform 1969 wurde sie nur noch als Aussenschule benutzt. 1974/75 wurde die Schule geschlossen und später verkauft.
Foto aus dem Jahre 1913.
Foto aus dem Jahre 1942.
Protokoll aus dem Jahre 1865.
1859 wurden Gasthof und Brauerei von Bartholomäus und Anna Neumaier gebaut.
1941 übernahm der Sohn Ludwig das Anwesen und die Landwirtschaft.
1947 wurde es an Karl Neumaier (Bruder von Ludwig) verpachtet.
1957 wurde die Brauerei stillgelegt und die Gaststätte an die Brauerei Wimmer aus Bruckberg verpachtet.
2014 wurde die Gastwirtschaft für immer geschlossen.
Der Laaberbote 1852
Bekanntmachung:
(Verleitgabe des Bieres unter dem Satz btr.)
In Gemäßheit soeben eingelaufener hoher Regierungserschließung vom 21. d. M., wurde die Bewilligung zur Verleitgabe des Sommerbieres um 6 kr. per Maß in den Schenklokalitäten und über die Gasse an die Bräuer und deren Wirte, nämlich dem Wirt Bartlmä Neumaier erteilt. Die betreffenden Lokalpolizeibehörden haben sogleich bei den genannten Bräuern und den Wirten in deren Schenklokalen obigen Biersatz aufzuschreiben und fortan sorgfältig zu überwachen, dass nur gesundes und gehaltvolles Bier verleitgegeben werde, bei Verleitgabe geringhaltigen oder der Gesundheit schädlichen Getränkes aber ist unverzüglich Anzeige zu erstatten, damit nicht bloß mit der gesetzlichen Strenge eingeschritten, sondern auch die Sistierung obiger Bewilligung sofort verfügt werde.
Rottenburg den 25. Mai 1852
Königliches Landgericht Rottenburg.
Schütz, Landrichter
Brauerei Neumayer von der Rückseite.
Anzeige aus dem Jahre 1952.
Neujahrsgruß aus dem Jahre 1956.
Am Ortsrand von Pattendorf entstanden1950 neue Häuser.
Rottenburger Anzeiger
Die am Südwesthang von Pattendorf hübsch auf der Höhe gelegene Kirche St. Walburga weist drei Bauperioden auf. Das Schiff gehört der Übergangszeit vom romanischen zum gotischen Stil an. Es wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhundert gebaut. Der Chor ist spätgotisch und stammt aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Der Turm wurde in der Rokokozeit um die Mitte des 18. Jahrhundert gebaut und zeigt den Stil des Landshuter Hofmaurermeisters Johann Georg Hirschstötter. In den vergangenen Jahren wurde die Kirche renoviert, die wesentlich durch Spenden der Einwohner und den Erlös durch Christbaumversteigerungen ermöglicht wurde. Die Bürger von Pattendorf haben damit zum Ausdruck gebracht, dass sie eine lebendige Beziehung zu ihrer schönen Kirche und zu den aus Vergangenheit erhaltenen Kunstschätzen ihrer Heimatgemeinde haben.
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